Pensioniert die PDS!

■ Zu den Auseinanderstzungen in der PDS-Fraktion

Wenn im Berliner Abgeordnetenhaus ein Parlamentarier der PDS eine Rede hält, kommt er in der Regel kaum zu Wort. Vor allem CDU-Abgeordnete haben sich einen Sport daraus gemacht, die Ex-Kommunisten ständig mit Zwischenrufen zu unterbrechen. Das dient der Aggressionsabfuhr von Hinterbänklern. Den endgültigen Untergang der SED-Erben beschleunigt diese Hau-den-Lukas-Methode jedoch ganz bestimmt nicht.

Für den Untergang der PDS ist nämlich niemand anders zuständig als die PDS selbst. Der Rücktritt von zwei unabhängigen Linken aus ihrem Fraktionsvorstand hat das erneut offenbart. Mit der Stasi-Vergangenheit vieler eigener Funktionäre kommt die PDS einfach nicht klar. Daran scheitert die Integration von Westberliner Linken und DDR-Dissidenten. Und daran scheitern auch die Versuche, die PDS neu zu verpacken und als freche Linksaußen- Partei zu verkaufen.

Bald bleiben der Partei nur noch ihre Rentner. Nur mit Mühe fand die Berliner PDS einen Nachfolgekandidaten für den Parteivorsitz. Und fast alle Mitglieder dieser angeblichen Oppositionspartei waren früher Mitglieder der Staats- und Regierungspartei SED. Den Rollenwechsel haben sie bis heute nicht verkraftet. Ein Beispiel: Die linke Szene im Westteil der Stadt läuft zur Zeit Sturm gegen Olympia. Ob der Protest wirklich berechtigt ist, darüber läßt sich streiten. Die PDS jedoch ist in dieser Disziplin gar nicht mit am Start. Sie träumt noch von den Medaillenrekorden der DDR-Athleten und freut sich deshalb auf die Olympiade.

Von Ökologie und Zivilisationskritik versteht mittlerweile selbst die SPD mehr als die PDS. Für eine traditionslinke Zweit- SPD gibt es jedoch keinen Bedarf. Die Abkürzung PDS — in Wahrheit sollte sie dafür stehen: Pensioniert diese Schlafmützen! Hans-Martin Tillack