Johnny Walker küßt Erdal-Frosch

Frankfurt/Main (taz) — „Marktpersönlichkeiten“ aus hundert Jahren Werbung präsentiert das Deutsche Werbemuseum in Frankfurt.

Was passiert, wenn die lila Kuh von Milka dem Stier von Osborne zugeführt wird? Claro — da gibts ein paar Monate später ganze Kisten voll mit Weinbrandbohnen. Weil der Mohr von Sarotti kein Sodomist ist, küßt Jonny Walker den glitschigen Frosch von Erdal, dann, wenn der Tag gegangen ist. Der rosarote Elefant der Bundesbahn rast rastlos durch die Nacht, und einsam zieht der Marlboro-Cowboy seine Lassokreise: Riding till the break of day.

Wer all die „Marktpersönlichkeiten“ aus hundert Jahren Marktwirtschaft und Nationalökonomie und die Stars der Werbefilme aller Herren Sender einmal „live“ erleben möchte, muß — noch bis zum Sonnabend — die Sonderausstellung des Deutschen Werbemuseums in der Galleria der Frankfurter Messe besuchen. In ihrer „ganzen Wirkungsbreite“, so Joachim Kellner vom Werbemuseum, erscheinen da die einzelnen „Prominenten“ auf der Bildfläche: vom „Print-Auftritt“ bis hin zum Fernsehspot. Um ihre langanhaltende Popularität werden nicht nur der Tchibo-Kaffeexperte und das HB-Männchen von Filmstars und Politikern beneidet.

Die Markenfiguren, die „par excellence den Markenartikel verkörpern“ (Kellner), begleiten ihre „Mitmenschen“ oft ein Leben lang — als Freunde und Ratgeber. Nur Meister Propper putzt so sauber, daß man sich drin spiegeln kann. Und der Camel-Mann hat ganze Generationen von verhinderten Weltenbummlern angezogen: Camel-Boots, Camel- Jacken, Camel-Taschen.

Eine der ältesten ausgestellten Werbefiguren ist der Reifenmann von Michelin, der schon im vorigen Jahrhundert zur „Persönlichkeit“ reifte. Doch der Trend geht zum Tier, weil die Kreatur noch immer der bessere Mensch ist: Die Terrier von Black and White, der rot-gelbe Lurchi von Salamander — Reminiszensen an den ersten Vollrausch und die Kindheit mit dem Fußröntgen im Schuhgeschäft. Und selbst Camel — immer auf der Höhe der Zeit — hat nach dem markigen Macker mit Loch in der Sohle nun das Kamel als solches entdeckt. Steiftierlike geistern die putzigen Camels, die Stars von morgen, heute über die Kinoleinwände.

In Frankfurt nicht zu sehen ist übrigens der zum Sprung ansetzende taz-Panther mit der Tatze. Der hat den Sprung unter die Promis der Werbeszene nie geschafft, weil Werbung in den Anfangsjahren der taz immer „Bäh!“ war. Vielleicht sollten wird heute Chefredakteuer Rosteck als Gummifigur auf den Markt werfen. Dann wird der „Rosti“ auf der Ausstellung des Deutschen Werbemuseums im Jahre 2001 vielleicht der Topstar sein — neben dem Hustenbär und der lila Kuh: taz — die zarteste Versuchung, seit es Zeitungen gibt. Kpk