MIT JUTE-YUPPIES AUF DU UND DU
: Hologramm und Häschen

Ein Bummel über die Europäische Marketing-Messe  ■ Aus Frankfurt Heide Platen

Da sind sie nun seit gestern versammelt auf dem Frankfurter Messegelände: die Älteren braungebrannt und in Nadelstreifen, die Jüngeren ätherisch blaß und im dunkelroten Jackett. Die Messe „Management & Marketing“ unter Schirmherrschaft der Europäischen Gemeinschaft ist vorwiegend Männersache. Rührend geradezu, wie die Herren ihr Outfit brav mit den Jutetaschen verderben, die es an vielen Ständen gratis gibt.

Diese Messe, an der in den vier Fachbereichen Kommunikation, Marketing und Märkte, Management und Visuelles Gestalten rund 1.200 Aussteller aus 234 Ländern teilnehmen, bietet Kontrastprogramm: Stahl, Chrom, Plexiglas und Laser bei denen, die Video- Filme für Werbung und Geschäft, Laser, Hologramme, Computer- Kunst anbieten. Lärm und Show vor leeren Stühlen bei den Medien auf der Suche nach Werbekunden wechselt sich ab mit den Herstellern der ganz kleinen Werbeträger, deren Vielfalt einfach nicht zu übertreffen ist. Und worauf läßt sich die Message für die Kundin nicht alles applizieren: Messer, Stifte, Streichhölzer, Luftballons, Kuschel- und Knuddelhäschen, Schirme und Schachteln. Die Firmen, die Ladeneinrichtungen anbieten, können sich gar nicht genug tun, die Ständer für Damenunterhosen zum neon- und metallblitzenden Wunderwerk zu stilisieren.

Bei Werbung läßt sich über Geschmack nicht streiten, auch nicht mit einer Düsseldorfer Firma, die Plastik für Kredit- und andere Karten bedruckt. Der Bettler vor dem Stand, der ein Kreditkarten-Lesegerät neben dem Schild „Creditcards are welcome“ aufgestellt hat, ist „natürlich“, so die Dame am Stand, ihre ganz eigene Werbeidee. Die Zeitschrift 'Der Kontakter‘ rät schließlich auch zur Werbung mit dem lebendigen Star.

In den äußeren Gängen verschwinden die Anbieter aus der Ex- DDR fast ebenso, wie die Firmenmöbel-Hersteller mit ihrem Gelsenkirchener Barock. Schnörkelkeramik zu Bier und Bratwurst aus Thüringen und Sachsen, aus Bayern und Nordrhein-Westfalen bestätigen den Satz eines Design- Theoretikers an den Nachwuchs: „Es gibt in der Werbung auch das Kleine, den Alltag.“

Da ist Halle 9.2 doch anregender. Ernste junge Leute sitzen da und hören sich gewichtige Vorträge an. Der Vertrieb sei das Herzstück der Firma, erklärt einer. Wenn er aber funktionieren solle, dann brauche er „klare Vorgaben“, Unternehmensziel und -strategie zum Beispiel, Benennung des Kundenkreises und die gewünschte Umsatzhöhe.