Obacht: Warnung vor dem Sport!
Reisen bildet. Und bestätigt Vorurteile. Mit Befriedigung liest der in Zürich weilende interessierte Kolumnist im hiesigen Tagblatt unter der Rubrik „Forschung und Technik“ über eine Studie des Immunologen Ivan Roitt, daß Sport in nahezu jeder Form das Immunsystem schwächt und daher Infektionen begünstigt.
„Maniacal joggers and other such like masochists — you have been warned.“ Man wird in Zukunft also auf das Zitieren des Kriegsherrn Churchill verzichten können, um die große Wahrheit des „No sports“ gelassen zu betonen. In der nämlichen Rubrik findet sich unter der bildhübschen Schlagzeile „Aus der Sicht der Kahlköpfe“ der Hinweis auf das Präparat Nicotenyl, das angeblich kein Werkstoff von Sprengmeister Harry Warrelmann ist, sondern ein Mittel, das den Haarausfall „in nahezu allen Fällen“ bremst. Hat jedenfalls Prof. Fink vom Therapy and Performance Institute aus Erlangen ermittelt, Kennern vermutlich durch die Entdeckung des erdstrahligen Bettes im Kornkreis und durch Pyramiden — Power gegen Prostatabeschwerden bekannt.
Zu spät kommt die Information ohnehin für den Realkoalitionär Ralf Fücks, der sich mittelfristige Preiserhöhungen bei Bus und Bahn schon jetzt herzlich gut vorstellen kann und sicher dafür von Claus & Klaus handfeste Tips zur Haarpflege erhält. „Die Vernünftigkeit steht an der Wiege von Schwachsinn und Verrat gleichermaßen“, wußte schon Erich Mühsam, der deshalb auch nie Senator in Bremen oder Oranienburg wurde.
Ein Schiff zum Wohnen will der Senat im Allerhafen kaufen. Für oder gegen die Asylantenflut?, fragt dazu sicher kritisch die Frau Blohme.
Mit einem Hammer zertrümmerte ein Neubremer (20) aus Hoyerswerder (?) des nachts die Scheiben eines Verbrauchermarkts an der Seewenjestraße. Aber — Penny, Aldi und Comet sind doch keine Flüchtlingsheime! Für Nicht-Roma gibt es schließlich geregelte Öffnungszeiten...
Die Weihnachtgans wird in diesem Jahr erheblich teurer, Marzipankartoffeln ziehen an, und wenns auf dem Balkan und im neuen Zarenreich demnächst so richtig losgeht, steigt sicher auch der Preis für Wunderkerzen. Nachfrage belebt das Geschäft.
Tröstlich für den, der deshalb Sorgen und infolge dessen erhöhten Bedarf an Snaps und Likörchen hat: Helgoland wird auch nach Errichtung des Europäischen Binnenmarktes zollfreies Gebiet bleiben, vermutlich als EG — Reverenz an das dort so keck gereimte Deutschlandlied. Bedenken sollte man diese gute Nachricht auch beim Sinnieren über die Alternative „Friedhof oder Seemannsgrab“. Die Urnenfelder rund um Helgoland können von den Hinterbliebenen auch künftig in Verbindung mit einer Butterfahrt besucht werden! Was freut den staatsfernen Toten schließlich mehr als das Wissen, das bekannte Unwesen Staatlichkeit noch aus dem Tontopf heraus um Branntwein-und Tabaksteuer zu bringen?
Gut zu lesen: Die bremische Städtemannschaft wurde unter über 100 Teilnehmern bei den Deutschen Titelkämpfen in Berlin Vizeministerin. Nur Lohr am Main war noch reizender: Vielleicht sollte Grobecker den Finanzausgleich mit gut gemischten Karten einspielen lassen.
Auf dem Flughafen-Parkplatz in Bremen gelesen: Borgfeld grüßt den Rest der Welt, nur nicht die Ilona. Weine nicht - gegrüßet seist auch du, Ilona!
Ulrich Reineking-Drügemöller
