Remberti-Boulevard 2000

■ Ideenwettbewerb des Bausenators soll Remberti-Viertel aufpeppeln

Verschandelte StadtmitteFoto: Tristan Vankann

Kaum war er fertiggestellt, da war er schon Ruine. Der Rembertikreisel sollte Dreh- und Angelpunkt für einen verkehrspolitischen Kahlschlag mitten durchs Ostertor werden. 1974 mußte der SPD-Senat seine ehrgeizigen Pläne fallen lassen: Die Mozarttrasse, die den Kreisel mit dem Osterdeich verbinden sollte, scheiterte am Widerstand der Bevölkerung. Seitdem entstellt der häßliche Asphaltkringel, durch den sich täglich 40.000 Autos quälen (darunter 2.000 LKWs), das ganze Viertel.

Wohin mit dem Kreisel, oder: Was tun stattdessen? Der Bausenator hat für die Beantwortung dieser Frage einen eigenen Ideenwettbewerb ausgeschrieben. 21 Architekten haben sich mit Planungsentwürfen daran beteiligt, eine Jury hat die Arbeiten angesehen, bewertet und ausgezeichnet. Gestern wurden sie der Öffent

lichkeit vorgestellt.

Für die etwa 11 ha große Fläche zwischen Eduard-Grunow- Straße, Außer der Schleifmühle und Rembertiring war ein Konzept gefragt „zur Führung des Individualverkehrs und öffentlichen Personennahverkehrs“ samt „baulicher Neuordnung“. „Wir können nicht von heute auf morgen den ganzen Verkehr aus der Stadt verbannen, das wollen die Leute noch nicht“, erklärte der Staatsrat des Bausenators, Manfred Osthaus.

Die unterschiedlichen Entwürfe haben eines gemeinsam: Der Hauptverkehr wird auf vier Spuren der Eduard-Grunow- Straße beschränkt. Derzeit fließt durch diese Straße allein der Verkehr in Richtung Schwachhausen. Die entgegengesetzte Fahrtrichtung Ernst-Glässel-Straße könnte dann zugemacht werden, zwischen Fedelhören und Edu

ard-Grunow-Straße könnte die geforderte Mischbebauung entstehen. Die Nutzungskonzepte sind von Entwurf zu Entwurf verschieden. Zwischen 11.000 und 53.000 Quadratmeter Nutzfläche stellen die ausgezeichneten Entwürfe zur Verfügung. Ob Büro, Hotelbetreib oder Wohnung, darüber ist noch nicht entschieden. Nur eines soll das ganz gewiß nicht hin: Einzelhandel.

Der mit 40.000 Mark dotierte 1. Preis, ein Planungsentwurf des Bremer Architekten Karl-August Welp, sieht die Eduard-Grunow- Straße als Boulevard mit breiten Fuß- und Radfahrwegen und grüner Randbepflanzung. Ein Marktplatz am Kopf zwischen Salvador-Allende-Straße und Auf den Häfen gehört bei Welp ebenso zum Stadtbild wie ein gigantischer Bau, der sich auf der heutigen Insel zwischen Eduard- Grunow- und Ernst-Glässel- Straße über die gesamte Länge des Boulevards erstreckt. Die Nutzung des Gebäudes ist im Konzept offen geblieben, insgesamt würden 39.000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen.

„Ideenwettbewerb heißt nicht Realisierung“ erklärte der Leiter des Planungsamtes, Detlef Kniemeyer, und deutete damit an, daß die Jury keinen Entwurf ohne Vorbehalte passieren ließ. Die Umsetzung wird im übrigen noch auf sich warten lassen, weil es kein Geld in Bremen gibt.

Eine kostenneutrale Lösung wäre der Baubehörde am liebsten: „Wir müssen einmal ausrechnen, ob wir hinkommen, wenn wir das Bauland verkaufen und mit dem Geld den Straßenbau finanzieren“, überlegte der Staatsrat des Bausenators, Manfred Osthaus, laut. Spruchreif ist noch also noch nichts. Insgesamt prämierte die Jury drei Entwürfe und kaufte vier weitere an. mad

An folgenden Tagen sind die Entwürfe in den ehemmaligen Räumen des Spielwarengeschäftes Willers, Hinter dem Ansgarikirchhof 24, eingesehen werde: 25.10. 13-18 Uhr, 28.-31.10., 13-16 Uhr, 1.11., 13-18 Uhr