Millionenschaden bei Interhotel

■ Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ex-Interhotel-Vorstand und Baufirma Noetzel

Berlin. Gegen den früheren Vorstandsvorsitzenden der Interhotel AG, Helmuth Fröhlich, wurde gestern Haftbefehl erlassen. Fröhlich soll zusammen mit dem Vorstandsmitglied der Interhotel Günther Riedel Ausschreibungsergebnisse von geplanten Hotelbauten verfälscht haben. In dem Zusammenhang wurde eine Berliner Baufirma durchsucht. Nach Informationen der taz handelt es sich um die in der Tempelhofer Lankwitzer Straße ansässige Noetzel-Gruppe, gegen die schon längere Zeit ermittelt wird.

Die Interhotel AG hatte im letzten Jahr den Neubau von fünf Hotels, unter anderem in Potsdam, Schwerin und Jena ausgeschrieben. Den Zuschlag für den Bau hatte jedoch nicht der billigste, sondern der teuerste Anbieter bekommen, so daß der Interhotel ein Schaden von mindestens 33 Millionen Mark entstanden wäre, wenn die Verträge nicht inzwischen rückgängig gemacht worden wären. Interhotel mußte jedoch Planungskosten von zwei Millionen Mark zahlen. Fröhlich wurde gegen eine Kaution von 200.000 Mark von der Untersuchungshaft verschont.

Schon letztes Jahr hatte Fröhlich versucht, die gesamte Kette von 34 Interhotels — darunter das Grand Hotel Unter den Linden und das Metropol in der Friedrichstraße — an das Hotelunternehmen Steigenberger hinter dem Rücken der Treuhand zu verpachten. Das konnte die Anstalt verhindern. Die Treuhand berief darauhin Fröhlich als Vorstandschef ab.

Die Interhotelkette wird derzeit von der Treuhand verkauft, das Mindestgebot beträgt 1,8 Milliarden Mark. Als Bewerber ist bisher die Westberliner Klingbeil-Gruppe im Gespräch, die fast vier Milliarden Mark geboten haben soll, davon knapp die Hälfte für Investitionen. Außerdem interessieren sich der Münchner Autoverkäufer Sixt, der Frankfurter Immobilienhai Ignatz Bubis, der Heidelberger Unternehmer Roland Ernst, die Hotelgruppen Ritz Carlton und Maritim und ein libanesisches Unternehmen für Interhotel. Klingbeil und Bubis arbeiten mit mehreren großen Hotelketten zusammen, darunter Interconti und Steigenberger. Klingbeil hat bereits ein Hotel in Frankfurt erworben und plant Hotelneubauten in verschiedenen Städten der ehemaligen DDR.

Der Verkauf soll, so eine Treuhandsprecherin, noch dieses Jahr über die Bühne gehen. Möglicherweise werden einige Hotels auch einzeln verkauft. esch/dpa