Carrington kommt Milosevic entgegen

■ Serbischer Block lehnt Teilnahme an Verhandlungen ab/ Serbische Gebiete in Kroatien und Bosnien könnten unter internationale Kontrolle gestellt werden / Raketen auf Dubrovnik, Altstadt getroffen

Berlin (afp/taz) — Die EG hat einen neuen Vorschlag für die Beilegung des Krieges im ehemaligen Jugoslawien gemacht. Darin ist ein spezieller Autonomiestatus für die mehrheitlich serbischen Gebiete in Kroatien und Bosnien-Herzegowina vorgesehen. Der serbische Block im Staatspräsidium hat jedoch am Donnerstag seine Teilnahme an der für Freitag angesetzten Friedenskonferenz abgesagt. Unterdessen gingen an der Küste und in Ostslawonien die Gefechte unvermindert weiter. Die neue Vorlage der EG wurde erarbeitet, nachdem die serbische Seite einen EG-Entwurf bei der Friedenskonferenz in Den Haag vom letzten Freitag als „unannehmbar“ zurückgewiesen hatte. Die Gebiete mit Autonomiestatus sollen nach dem neuen Entwurf der Gemeinschaft entmilitarisiert und unter „ständige internationale Kontrolle“ gestellt werden. Die bestehenden Grenzen werden allerdings nicht angetastet, was den serbischen Vorstellungen zuwiderläuft. Damit blieben die serbischen Regionen wie Krajina oder Banja wie bisher bei Kroatien. Die EG verlangt in ihrem Entwurf auch die Wiederherstellung der Autonomie für die serbischen Provinzen Wojwodina und Kosovo, die Serbien beiden 1990 aberkannt hatte. Grundsätzlich wird die Schaffung „souveräner und unabhängiger Republiken mit internationaler Identität für diejenigen, die es wünschen“, vorgesehen sowie die Umwandlung Jugoslawiens in einen „freien Verbund souveräner Republiken“.

Zur Begründung für die ablehnende Haltung Serbiens erklärte das Rumpfpräsidium am Donnerstag, daß die Kroaten bisher die Kasernen nicht freigegeben hätten, wie am vergangenen Freitag vereinbart worden war. Außerdem zeigten sich die Serben verschnupft darüber, daß dem montenegrinischen Mitglied des Präsidiums, Kostic, vorige Woche von Lord Carrington das Wort entzogen worden war. Außerdem schlage die EG die „Abschaffung des jugoslawischen Staates als Subjekt des internationalen Rechts“ vor.

Unterdessen landeten Verstärkungstruppen der jugoslawischen Bundesarmee am Donnerstag morgen in Kupari, zehn Kilometer südlich der dalmatinischen Hafenstadt Dubrovnik. Dadurch seien die Kroaten gezwungen, sich in neue Verteidigungsstellungen zurückzuziehen. Die Armee befinde sich jetzt vor Dubac, dem letzten Vorort vor der Altstadt Dubrovniks und stoße weiter vor. Am Morgen sei Dubrovnik erneut massiv mit Mörsern und Raketenwerfern angegriffen worden. Am Mittwoch war die Altstadt erstmals von Granaten getroffen worden. Dubrovnik ist seit 24 Tagen von der Armee belagert und ohne Wasser, Strom und Telefonverbindung. Im ostkroatischen Vukovar wurde die ganze Nacht über gekämpft, in Osijek und in der Region Karlovac war Artilleriefeuer zu hören. Kämpfe gab es auch in Benkovac (Zadar) sowie in Sinj nahe Split. er