„Die Kasse ist leer“

■ Olivetti will sich über TA-Grundstücksverkauf sanieren/ Aufsichtsratsentscheidung vertagt

Frankfurt/Main (taz) — Der Aufsichtsrat des zum italienischen Olivetti-Konzern gehörenden Büromaschinenherstellers Triumph-Adler (TA) hat am Dienstagabend den Stillegungsbeschluß für das Frankfurter Werk vorerst ausgesetzt. Die Arbeitnehmervertreter hatten gegen die Entscheidung interveniert. Vertreter von IG-Metall und Betriebsrat werden heute erneut mit dem Konzern- Vorstand um die Modalitäten für den von Olivetti gewünschten Verkauf des Grundstückes im Gallusviertel und den Neubau eines kleineren Büromaschinenwerks beraten. Die Arbeitnehmervertreter pochen weiterhin auf den Erhalt aller 650 Arbeitsplätze.

Obwohl der Ausichtsrat die Stillegungsentscheidung lediglich vertagt hat, ist man bei der IG Metall optimistisch: „Das Liquidierungskonzept von Olivetti ist kaputtgegangen“, erklärte der Erste Bevollmächtigte der IG-Metall-Ortsverwaltung, Heinz Bierbaum. Die Verschiebung der Entscheidung auf die nächste Sitzung am 14. November eröffne „Spielraum“ für neue Verhandlungen. Die IG-Metall, so Bierbaum, sei durchaus bereit, im Rahmen dieser Verhandlungen auch dem Grundstücksverkauf im zentral gelegenenen Gallusviertel zuzustimmen, sofern alle Arbeitsplätze erhalten bleiben. Nach den bisherigen Gesprächen sollten lediglich 200 Arbeitsplätze bestehen bleiben. Wieviele der heute im Frankfurter TA-Werk beschäftigten Arbeitnehmer in einem geplanten neuen Büromaschinenwerk im Rhein-Main-Gebiet weiterbeschäftigt werden sollen, wollte ein Olivetti-Firmensprecher gestern abend nicht mitteilen.

Mit dem Grundstücksverkauf im Frankfurter Zentrum erhofft sich der angeschlagene Copmputer- und Büromaschinenhersteller Olivetti, seine rote Bilanz aufpolieren zu können. Vorstandschef Giacobbe hatte den Bilanzschwund auf den Punkt gebracht: „Die Kasse von TA ist leer!“

Die rot-grüne Stadtregierung, die öffentlich die Gewerkschaftspositionen stützt, könnte den Italienern einen Strich durch die Rechnung machen. Die Stadt, so war aus dem Römer zu hören, werde über einen Bebauungsplan die weitere Gewerbenutzung auf dem TA-Gelände verhindern, wenn der TA-Vorstand nicht „einen Großteil“ der Arbeitnehmer in dem neuen Werk weiterbeschäftige.

Der Neubau soll möglicherweise im Stadtteil Greisheim hochgezogen werden. Kaufinteressent für das 55.000 Quadratmeter große Grundstück am Gallus ist der Heidelberger Unternehmer Roland Ernst, der auf dem Gelände Bürogebäude errichten will. Das citynahe Viertel ist seit Jahren als Expansionsraum für das standorthungrige Dienstleistungsgewerbe vor allem aus dem Bankenbereich heiß im Gespräch. Klaus-Peter Klingelschmitt