Sind Lehrer "lahmarschig"?

Drei Tage nach der Bremer Wahl befragte Radio Bremen u.a. die Lehrerin Elke Kröning, ob im bremischen Schulwesen genügend Aufklärungsunterricht über Rechtsradikalismus erteilt worden ist. Wir dokumentieren dieses von LehrerInnen heftig kritisierte Interview in Auszügen:

Elke Kröning: Es ist zu wenig getan worden, und nach dem Wahlergebnis 1987 ist man sehr schnell zur Tagesordnung übergegangen und hat sich zu wenig mit Ursachen beschäftigt.

Radio Bremen: Es soll jetzt auch nicht um Schuldzuweisungen gehen.... Aber: Hat den LehrerInnen das Engagement gefehlt, Rechtsextremismus wirklich zum Thema in der Schule zu machen?

Es wird schwer, mit Ja oder Nein darauf zu antworten, weil ich auch KollegInnen nicht pauschal verdammen möchte. Aber im großen und ganzen muß man wirklich sagen, es ist zu wenig getan worden im Bereich Gemeinschaftskunde, im Bereich politischer Bildung.... Und da kann Schule, wenn sie sich damit beschäftigt, einiges tun, um verständlich zu machen, warum gibt es Vereinzelung und warum fühlen sich Jugendliche dann besonders im rechtsextremen Spektrum aufgehoben und nicht bei den demokratischen Parteien.

Aber woran liegt das — die Dokumentation (Anm.d.Red. „Materialien zum Rechtsextremismus“ von 1989) liegt vor....Haben LehrerInnen neuerdings keine Lust mehr, Bücher zu lesen. Hat der Zwang von der Schulbehörde gefehlt....

Ja, das glaube ich allerdings, daß der Zwang gefehlt hat. Es ist, wenn solche Materialien herausgegeben werden... immer freiwillig....egal wie dringend das Thema aufgearbeitet werden muß.

Und da hört man allerdings von einigen Kollegen — und das ist auch, was ich scharf kritisieren möchte — daß sie oft zu bequem, zu faul sind, wenn sie schon die Menge des Bandes sehen, sich da einzuarbeiten und sich selber auch mal Hintergründe anzueignen.

Ist das bei den Bildungspolitikern... nicht erkannt worden, daß die Lehrer so... man muß ja fast sagen lahmarschig sind...?

Das ist eine Kontroverse, die man in der Schulbehörde führt. Ich wäre für diesen Druck, auch für den Zwang zur Fortbildung. Aber das sehen viele, vor allem an der Spitze der Behörde, anders.