Urbi und ...?

■ Über den Umgang unter Gewerkschaftern

Manchmal wünscht man den Gewerkschaften das gleiche Schicksal wie der katholischen Kirche: Einen unaufhaltsamen Mitgliederschwund. Was da an Solidarität geheuchelt wird, soviel Falschheit traut man nicht einmal dem Papst zu.

Wer würde nicht rot, wenn der Vertrauenskörperleiter bei Daimler-Benz, Udo Richter, diese Beichte losläßt. Das man eigene Arbeitsverträge zu erfüllen hätte, daß man selbst mit dem Rücken zur Wand stehe, sich einen Konflikt mit der Betriebsleitung nicht leisten dürfe. Gleichzeitig labert er von Solidarität und verheimlicht den eigenen Kollegen die ganze Aktion, damit bis Schichtende alle möglichst ungesehen wieder dahin verschwindet, wo sie herkommen. Da will man aus dem Beichtstuhl springen und zum Sünder werden.

„Heute siehst du das nackte Leben“, hatte Richter mir gestern morgen versprochen, da war der Demonstrationskonvoi noch in Groß-Mackenstedt. Wenn er nicht gelogen hat, dann Gnade uns Gott: In einem der bestorganisierten Betriebe der Metall-Industrie bescheißen die Vertrauenskörper ihre eigene Belgschaft, und der Betriebsrat hat dazu keine Meinung. Da hilft auch beten nicht mehr. Urbi und...? Markus Daschner