Schlösser und Kasinos

■ Casino Austria / Potsdam

SCHLÖSSERUNDKASINOS...

Die Zocker an den Roulettischen im Kasino von Playa de las Americas auf Teneriffa werden es kaum ahnen, den Spielern im argentinischen Wintersportzentrum Valle de Las Lenas wird es ebenso gleichgültig sein wie risikofreudigen Urlaubern im Spielsalon des Kreuzfahrtseglers „Club Med I“: Sie alle verlieren ihr Geld — oder gewinnen auch mal — in Spielhöllen, die von österreichischen Experten geplant und eingerichtet wurden, oder heute noch betrieben werden.

Die Alpenrepublik, international eher bekannt für Walzerseligkeit, flinke Skiläufer und Arnold Schwarzenegger, hat sich nämlich in den letzten Jahren zum führenden Exporteur in Sachen Spielleidenschaft entwickelt. Die Casinos Austria AG, die zu einem Drittel dem Staat gehört, ist heute das größte Kasinounternehmen der Welt, Spielstätten sind zu einem der führenden Exportartikel für die österreichische Wirtschaft geworden. Ob Griechenland oder die Türkei, Argentinien oder Ägypten, die Experten der Firma Casinos Austria waren fast überall mit Rat und Tat zur Stelle, wo der Staat seinen Bürgern erlaubte, dem Laster der Spielleidenschaft zu fröhnen.

Und sie waren natürlich auch zur Stelle, als es galt, den östlichen Nachbarn nach dem Zerfall der kommunistischen Regimes die Segnungen der westlichen Welt zu bringen. Das heißt, die Österreicher mischten schon mit, als der Kommunismus noch in voller Scheinblüte stand. Bereits 1980 tat sich die Casinos Austria (International) AG mit dem staatlichen ungarischen Hotelunternehmen Danubius zusammen, das die erste Kasinokonzession eines Ostblocklandes erhalten hatte. 1981 öffnete in Budapest das erste Spielkasino jenseits des Eisernen Vorhangs seine Tore.

Mittlerweile haben die Österreicher den ehemaligen Ostblock mit einem dichten Netz von Glücksspielstätten überzogen. Ob Karlovy Vary oder Brno, Warschau oder Krakow, Leningrad oder Riga — überall werden Spieler mit österreichischem Know- how abgezockt. 1.600 Mitarbeiter beschäftigte die Casinos Austria 1990 im Ausland, rund einhundert mehr als im Inland, und der Expansionsdurst ist noch lange nicht gelöscht. Als nächstes haben die alpenländischen Spielexperten, wie Marketingchef Gerhard Skoff berichtet, Australien und Neuseeland im Visier.

Potsdams historische Schloßanlagen und Parks sind nach wie vor die Hauptanziehungspunkte für in- und ausländische Besucher der brandenburgischen Landesmetropole. Rund 1,3 Millionen Touristen besichtigten in diesem Jahr Sanssouci, Cecilienhof oder das Neue Palais, sagte Ute Platzeck vom Potsdamer Magistrat am Donnerstag bei der Vorstellung einer Fremdenverkehrsbilanz 1991. Die Stadt habe jedoch mehr zu bieten, als diese historischen Stätten. Die Weiße Flotte rangierte in der Gunst der Besucher an zweiter Stelle und beförderte in der gerade zu Ende gegangenen Saison rund 480.000 Passagiere. Aber auch die unmittelbare Umgebung der Havelstadt sei eine „Kulturlandschaft von europäischem Rang“, so Frau Platzeck.

Nach Angaben der jetzt vorliegenden Statistik, erste ihrer Art in Potsdam, weilten gut zwei Drittel der Gäste als Tagestouristen an der Havel. Rund 70 Prozent der Potsdam-Besucher kamen aus den alten Bundesländern, überwiegend aus dem Westteil Berlins, dem Raum Hannover sowie Schleswig-Holstein. In einer kürzlich veranstalteten Umfrage begründeten die meisten der Befragten ihre Reise mit kunsthistorischem Interesse. Erst mit großem Abstand folgte das Motiv „Interesse an der Stadt“. Fast 90 Prozent der Tagesbesucher sahen laut Fremdenverkehrsbilanz trotz zahlreicher Kritikpunkte ihre Erwartungen erfüllt. Wie Frau Platzeck weiter mitteilte, übernachteten nur zwölf Prozent der Touristen in Potsdam und Umgebung. Die übrigen Mehrtagesgäste wichen nach Berlin aus.

Vertreter des Magistrats kündigten für Ende Januar kommenden Jahres ein neues Tourismuskonzept für die Stadt an, das derzeit am Berliner Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik mit einem Kostenaufwand von 160.000 Mark entwickelt wird. dpa