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QUERSPALTEDie Bayern kommen — ha, ha, ha!

■ Der FC Bayern München ist zur Lachnummer der Liga verkommen — aber keiner lacht

Das Spiel FC Bayern München gegen Borussia Mönchengladbach war in den 70er Jahren der absolute Hit einer Bundesliga-Saison. Der Höhepunkt jeder bundesdeutschen Balljägerei: Beckenbauer & Jungs mit ihrem disziplinierten Perfektionsfußball gegen Netzer & Freunde mit ihrer intuitiven Spielfreude. Am Samstag spielen im Münchner Olympiastadion beide Klubs wieder gegeneinander, aber keiner redet mehr vom Spitzenspiel. Während sich Borussia seit geraumer Zeit an untere Tabellenregionen gewöhnen mußte, verhilft die Kellerluft der Liga den Münchner Elitekickern zu völlig neuem Feeling.

„Wir holen den Europacup der Landesmeister“, versprach der inzwischen gefeuerte Trainer Josef Heynckes den bayerischen Fans, um nur ein Jahr später vom feuernden Manager Ullrich Hoeneß korrigiert zu werden: „Wir spielen ab sofort gegen den Abstieg.“ Was als Witzchen geplant war, wurde innerhalb weniger Spieltage Ernst. Der deutsche Rekordmeister ist nach 14 Spielen 14., nur zwei winzige Punkte vor dem Tabellenletzten. Der Trainer wurde gefeuert, ein ehemaliger Bayern-Spieler und Fleischgroßhändler geholt. Sören Lerbys Bilanz nach drei Spielen: 0:6 Punkte, 5:12 Tore.

Den vorläufigen Höhepunkt der Farce verlegten die Münchner nach Kopenhagen, wo sie im Europapokal von den Freizeitkickern des „Ballklubben 1903“ eine fußballerische Lehrstunde und eine 6:2-Packung erhielten. „Micky-Mouse-Truppe“ höhnten die dänischen Fans, und die Presse des Landes sprach von „einer Bestrafung für die deutsche Herrenvolk-Mentalität“. Hierzulande allerdings begegnete man den Münchner Versagern mit viel Zurückhaltung und Verständnis. Schwache Bayern nutzen niemandem. Den Kassierern der anderen Vereine nicht. Den Spielern der anderen Klubs nicht, weil sie nach einem anderen lukrativen Arbeitsplatz suchen müssen. Und den Journalisten auch nicht, weil sie sich starke Bayern wünschen, die erst zwei Tage vor Schluß versagen und entnervt die Meisterschaft verlieren. Bayern muß gesunden — seit vorgestern kennen wir auch die Ärzte. Was Trainer, Spieler, Manager, Ärzte und Präsidenten nicht schaffen, soll nun den Ehrenspielführern des Münchner Klubs und Ober-Gurus der Fußball-Schickeria gelingen: Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Rummenigge höchstselbst sollen zu Vize-Präsidenten ernannt werden und ins verrostete Getriebe des Bayern-Spiels eingreifen.

Franz Beckenbauer nimmt seine Aufgabe sogar ernst: „Wenn sie sich nicht ändern, dann fliegen zehn Spieler aus der Mannschaft“, erklärte „Doktor“ Beckenbauer nach der ersten Visite. Wo er die neuen Spieler herholen will, hat er nicht verraten. Denn das Grundproblem der Bayern liegt im Verlust ihrer Funktion als „Zwischenlager“. Wer zu den superreichen italienischen Nobelklubs möchte, mußte vorher in Bayern kicken, lautete das unumstößliche Gesetz für Matthäus, Brehme, Reuter und Kohler. Den Umweg kann man sich inzwischen sparen, wie die Neu-Italiener Häßler (Köln), Doll (Hamburg) und Völler (Bremen) zeigten. So suchen die Bayern verstärkt ältere Stars: Rummenigge und Beckenbauer halten sich bereit. Das ist, als holte man in den neuen Bundesländern Mielke und Schalck in neue Ämter... Hagen Boßdorf

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