Aktion gegen Neonazi-Zentrum

Göttingen (taz) — Karl Polacek und seine Getreuen feierten am Abend „einen großen Sieg“. Man habe, schwadronierte der Neonazi-Führer und Landesvorsitzende der rechtsextremistischen Freiheitlichen Deutschen Arbeiter-Partei (FAP) wenige Stunden nach der Straßenschlacht, „die Feinde trotz Unterzahl nach erbitterten Kämpfen zurückschlagen und aus Mackenrode vertreiben“ können. Die zahlreichen Verletzten unter seinen Leuten, nun ja, das bleibe eben nicht aus, „wenn ordentlich zugepackt wird“.

Zu den harten Auseinandersetzungen vor dem Haus Polaceks in Mackenrode bei Göttingen war es am Samstag gegen 17 Uhr gekommen. Rund 50 AntifaschistInnen hatten sich aufgemacht, um eine Runde von etwa 30 Neonazis, die sich aus Anlaß von Polaceks 57. Geburtstag bei ihrem „Führer“ versammelt hatten, beim Feiern zu stören.

Die Rechtsradikalen, in vorderster Reihe die FAP-Funktionäre und Polacek-„Stellvertreter“ Thorsten Heise und Stefan Koller, verließen das Nato-Draht-bewehrte Blockhaus und gingen mit Sensen und Molotowcocktails in Position. Nach Augenzeugenberichten konnten sie im Verlauf der halbstündigen Straßenschlacht, bei der auch Steine, Flaschen und Knüppel flogen, aber wieder ins Gebäude zurückgetrieben werden.

„Die Straße war mit Pflastersteinen, Krähenfüßen, Gehwegplatten, kaputten Flaschen und brennenden Benzinresten übersät“, heißt es im Polizeibericht. Fünf Autos von Rechtsextremisten wurden bei den Kämpfen beschädigt. 15 Neonazis sollen verletzt worden sein, drei von ihnen schwer. Aus Göttingen alarmierte Polizeikräfte stoppten später einen Teil der abziehenden AntifaschistInnen und kontrollierten deren Personalien. Der mehrfach vorbestrafte Polacek gilt als Drahtzieher zahlreicher neonazistischer Gewalttaten der vergangenen Jahre. In seinem Haus unterhält er ein bundesweites FAP-Schulungszentrum, das immer wieder auch als Ausgangspunkt von Wehrsportübungen und Nazi-Aufmärschen dient. Gegenwärtig betreibt die niedersächsische Landesregierung ein Ausweisungsverfahren gegen den österreichischen Staatsbürger Polacek. Reimar Paul