Rau bürgt für Stahlbasis

■ Standort Dortmund soll bleiben/ Stahlarbeiter wütend auf Roth/ Hoesch-Aufsichtsrat feuert Vorstandsmitglied

Dortmund (taz) — Johannes Rau hat am Samstag im Gespräch mit der Dortmunder IG-Metall und Betriebsräten von Hoesch erneut versichert, daß die Westdeutsche Landesbank (West-LB) ihre Hoesch-Aktien vorerst nicht an Krupp weitergeben wird. Ohne das West-LB-Paket in Höhe von zwölf Prozent fehlen Krupp die entscheidenen Anteile zur Mehrheit bei Hoesch. Rau versprach den Gewerkschaftern, daß die Landesregierung auch solche Konzepte prüfen werde, die auf einen Alleingang von Hoesch setzten. Bis dahin gebe es „keine Verwendung“ der West-LB-Aktien. „Nach meiner Überzeugung“, so sagte Rau nach dem Gespräch wörtlich, „bleibt die Stahlbasis in Dortmund erhalten.“ Die „Mißverständnisse“ über den Grad der Beteiligung seiner Regierung am Cromme-Coup seien seinem Eindruck nach „ausgeräumt“ worden. Das mochten befragte Hoesch-Betriebsräte so nicht bestätigen. Zwar habe Rau Boden gutgemacht, aber Vorbehalte gebe es nach wie vor. Besonders sauer sind die Hoeschianer inzwischen auf den wirtschaftspolitischen Sprecher der Bonner SPD-Fraktion, Wolfgang Roth. Der hatte im 'Handelsblatt‘ die Hoesch-Übernahme als sinnvoll bewertet, mit dem Zusatz, daß das besser sei, als „wenn Hoesch in der nächsten Stahlkrise über die Wupper geht“. Roth, so der Dortmunder IG- Metall-Vorsitzende Hans Möller, habe über Hoesch geredet, „wie ein Blinder von der Farbe“.

Parallel zu den Gesprächen mit Rau tagte in Düsseldorf der Hoesch- Aufsichtsrat. Einziger Tagungspunkt: der Krupp-Coup. Für das Hoesch-Vorstandsmitglied Dziembowski, im Konzern für die Unternehmensplanung zuständig, endete die Sitzung mit dem Rausschmiß. Nach Informationen aus Teilnehmerkreisen wird ihm vorgeworfen, seit langem insgeheim für die Fusion gearbeitet und geplant zu haben. Der Hoesch-Aufsichtsrat forderte die Krupp-Chefetage auf, das gesamte Aktienpaket auf den Tisch zu legen. Solange nicht klar sei, daß Krupp tatsächlich über die Mehrheit der Hoesch-Aktien verfüge, sehe man keinen Grund für Verhandlungen. Walter Jakobs