Ende der zweistelligen Unternehmer-Zuwächse

■ Norddeutsche Unternehmer klagen über sinkende Gewinn-Prognosen für 1992

Die norddeutschen Unternehmer im Bereich Groß-, Außenhandel und Dienstleistungen (AGA) haben und werden weiter gut verdienen. „Die Bäume wachsen weiter, aber sie wachsen nicht mehr in den Himmel“, umschrieb AGA-Vorstandsmitglied Volker Schmidtchen gestern vor der Landespressekonferenz die wirtschaftliche Lage der Branche. Hauptursache für die starke Mark in den letzten zwei Jahren: Die öffnung der Grenzen zum Ostblock. „Dieser Sog in den Osten fällt aber jetzt langsam ab“, bedauerte Schmidtchen.

Allein in Bremen haben die Unternehmen auf dem Dienstleistungssektor in den Monaten Juli bis September 1991 um 10,2 Prozent mehr verdient als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Im Binnengroßhandel konnten die Händler um 8,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresergebnis zulegen, im Importhandel gab es ein Plus von 2,8 Prozent.

Indikator für den unternehme

rischen „Steilpflug“ (Schmidtchen) ist die sogenannte Investitionsquote. Die liegt derzeit bei etwa 1,6 bis 1,7 Punkten, ein Wert, „der an die besten Ergebnisse in den 60er Jahren anknüpft“, erklärte AGA-Vizepräsident Uwe Mertens. Insgesamt stellten die Bremer Unternehmen im letzten Jahr 300 Arbeitnehmer ein.

Die rosigen Zeiten sind allerdings vorbei. Nach einer Umfrage der AGA unter ihren 3.300 norddeutschen Mitgliedern maulen 25 Prozent über kommende Verschlechterungen. „Nach Umsatzrendite fragen wir nicht“, erläuterte das stellvertretende Vorstandsmitglied Gerald Gehrtz, „aber die dürfte im nächsten Jahr zwischen zwei und drei Prozent liegen“.

Der Gewinnrückgang wird mit einer allgemeinen Sättigung des ostdeutschen Marktes begründet. 70 Prozent aller AGA-Mitglieder haben ihre Finger in Ostgeschäften. mad