Falten trotz Facelifting

■ Die PDS zwischen DKP und Fundi-Rhetorik

Dankbar retteten sie sich unter die Rockschöße ihres großen neuen Vorsitzenden. Das Wahlergebnis, das die Berliner PDS-Delegierten dem Parteivordenker Andre Brie bescherten, läßt sich kaum anders interpretieren. Endlich ein Parteichef, bei dem keine peinlichen Stasi-Enthüllungen drohen, der nicht in den quälenden Flügelstreit verstrickt ist und der obendrein in der Lage wäre, ein wenig Glanz zu verstrahlen. Ob das Facelifting gelingt? Das Reformerimage und der nachdenkliche Gestus des neuen Berliner Parteichefs haben wenig zu tun mit dem tatsächlichen Zustand des Landesverbandes. Dort dominieren nach wie vor die Vorruheständler der alten Staatspartei, deutlich zu erkennen in dem neuen Landesgeschäftsführer Klaus Wiezorek, der noch bis vor zwei Jahren als Kulturzensor in der SED-Bezirksleitung wirkte. Die Fäden der Partei dürften eher bei ihm zusammenlaufen als bei dem Vorsitzenden Brie, der ja auch noch einen Job als stellvertretender Bundesvorsitzender zu versehen hat.

Museal muten allerdings nicht nur die Traditionalisten an, die in DKP-Manier gegen das »Großkapital« wettern. Leicht verstaubt wirken auch ihre Reformer-Kontrahenten. Die Fixierung auf die außerparlamentarische Opposition und diese »Hau-weg-den- Scheiß«-Rhetorik gegen Hauptstadt und Olympia — das hat man irgendwo schon mal gehört. Erinnert sich eigentlich jemand, was aus den grünen Fundis wurde? Hans-Martin Tillack