Zum Bierchen ins „Hitler“

Seoul (ap) — Eine Bierkneipe in der südkoreanischen Ortschaft Kwangmyong, 20 Kilometer südwestlich der Hauptstadt, ist der deutschen Botschaft in Seoul ein Dorn im Auge. Das Etablissement, in dem Südkoreaner ihren Durst auf germanischen Gerstensaft löschen, trägt den Namen „Hitler“.

Damit nicht genug, hat der Besitzer des Vergnügungstempels über dem Eingang der Kneipe auch noch eine Bundesflagge aufgehängt, die ein Hakenkreuz in der Mitte hat. Drinnen gibt‘s Hitler-Streichholzbriefchen, an den Wänden Bilder des Diktators und einen nach ihm benannten Buletten-Snack. Die deutsche Botschaft hat sich nun an das südkoreanische Außenministerium mit der Bitte gewandt, die Regierung Südkoreas möge Abhilfe schaffen und dafür sorgen, daß der inkriminierte Namenszug sowie die geschändete Bundesflagge von der Front der Bierhalle verschwinden. „Es vermittelt Südkoreanern den falschen Eindruck von Deutschland“, begründete Botschaftssprecherin Martina Nibbeling-Wriessnig am Dienstag den diplomatischen Vorstoß: „In einem befreundeten Land betrachten wir dies nicht als sehr freundlich oder nett.“ Außerdem verletze die Verwendung von Nazi-Symbolen die Gefühle vieler Deutscher und sei dem Ansehen Deutschlands abträglich.

Ganz anders sieht der Eigentümer des Bierlokals, Na Dae Pal, die Angelegenheit. Er habe den Namen „Hitler“ gewählt, weil er leicht zu merken sei, erklärt er. Er habe noch nichts von der Botschaft gehört und sei überrascht. Die Bierhalle wurde vor rund zwei Monaten geöffnet. Nach Auskunft der Botschaft wurde sie erst kürzlich auf das Lokal mit dem unerwünschten Namen aufmerksam, in dem übrigens nur südkoreanisches Bier ausgeschenkt wird. Bereits 1987 mußte die deutsche Botschaft in Seoul wegen einer Kneipe intervenieren: Damals erreichte sie, daß ein Lokal namens „Gestapo“ mit einem unverfänglicheren Namen versehen wurde.