Atomforum lobt Jürgen Möllemann

Bonn (dpa/taz) — Das Deutsche Atomforum verlangt von Kanzler Kohl eine eindeutige Aussage zum weiteren Atomenergieeinsatz sowie eine Wirtschafts-, Energie- und Umweltpolitik „aus einem Guß“. Mit lobenden Worten dagegen bedachte Atomforumspräside Claus Berke Wirtschaftminister Jürgen Möllemann (FDP), der in seinem Entwurf für ein neues energiepolitisches Konzept der Bundesregierung ein „klares Bekenntnis“ zur Atomenergie abgelegt habe.

Dennoch sind die Auffassungen über die weitere Nutzung von Atomstrom innerhalb der Liberalen geteilt. So liegt dem bevorstehenden FDP-Parteitag ein Antrag vor, die Atomnutzung nur unter der Voraussetzung noch zeitweilig zu akzeptieren, daß alle Anstrengungen unternommen werden, den Ausstieg zum „frühestmöglichen Zeitpunkt zu erreichen“.

Warum Bonn seine Energiegrundsätze neu definieren muß, begründete Berke mit dem Beginn des europäischen Binnenmarktes 1993 und dem Ziel, bis 2005 den CO2- Ausstoß um mindestens 25 Prozent — in Deutschland jährlich wenigstens 250 Millionen Tonnen — zu verringern. Diese CO2-Reduzierung sei durch Einsparung und Leistungserhöhung bei der Energieerzeugung allein nicht zu erreichen. Deshalb sei ein Ausbau nuklearer Kapazität unvermeidlich. Außerdem lägen dem Atomforum neue Ergebnisse der Sicherheitsuntersuchungen osteuropäischer Atomreaktoren vor. Berke bezeichnete ihren Zustand als „besorgniserregend“. Deshalb müsse der Westen im eigenen Interesse zur Erhöhung der Reaktorsicherheit beitragen. Der Vorsitzende des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Hubert Weinzierl warf dem Atomforum vor, mit „Pseudo-Klimaschutzargumenten“ zu versuchen, ihr durch das Reaktorunglück von Tschernobyl angekratztes Image aufzupolieren. Deshalb warnte er vor einer „Renaissance der Atomenergie“. baep