Neuer Rückschlag für Olympiabewerbung

■ Berlin muß auf acht Millionen Mark teure Ausstellung in Barcelona verzichten/ Ein entsprechender Beschluß des IOC liegt bereits seit Juni vor

Berlin/Lausanne. Die rekordverdächtig hohen Wogen um den gefeuerten Olympiachef Lutz Grüttke und den Düsseldorfer Werbemann Michael Schirner haben sich gerade geglättet, da kommt schon der nächste Rückschlag. Berlin muß auf eine mindestens acht Millionen Mark teure Kunstausstellung im Miro-Museum in Barcelona verzichten. Sie sollte zur Zeit der Olympischen Spiele 1992 dort stattfinden. Die bereits konzeptionierte Ausstellung von Berliner Kunst und ein entsprechend aufwendiges Buch/Katalog sollten für Berlin 2000 werben und waren ein zentraler Punkt des Bewerbungskonzeptes der Olympia GmbH. Nach einem Besuch beim Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Juan Antonio Samaranch, in Lausanne stoppte der regierende Bürgermeister Diepgen (CDU) am Dienstag abend das Projekt.

Hintergrund: Das IOC hatte bei seiner Sitzung am 16. Juni in Birmingham strenge Regelungen für die Begrenzung von Werbeausgaben von Städten beschlossen, die sich um die Austragung der Olympischen Spiele bemühen. Danach sind Ausstellung oder andere Veranstaltungen der Bewerberstädte während der IOC-Tagungen und der Olympiaden selbst nicht erlaubt.

Sowohl der kommissarische Leiter der Olympia-GmbH, Dietrich Hinkefuß, als auch Senatssprecher Flämig betonten, daß man nicht riskieren könne, den Ummut der anderen Bewerberstädte und des IOC auf sich zu ziehen. Weil ohnehin viel für Berlin spreche, sei es vielleicht besser, auf solche »Mammutprojekte« zu verzichten. Trotz intensiver Nachfragen nannte Hinkefuß bislang nicht die Höhe der Ausfallkosten, die nun auf das Land Berlin zukommen. Mit einer sechsstelligen Summe wird wohl zu rechnen sein. Auch mögliche Alternativstandorte für die Ausstellung waren gestern nicht zu erfahren.

Nach Angaben der Olympia GmbH waren für das gesamte Projekt etwa 8 Millionen Mark veranschlagt. Nach der Regeländerung des IOC im Juni — bei der Birminghamer Sitzung war übrigens Ex- Olympiachef Grüttke anwesend — sei der Beschluß Ende Juli »konkret bekanntgeworden«. Man habe ein entsprechendes Schreiben von IOC- Oberhaupt Samaranch erhalten. Dann hätten in der Sache »Gespräche und Prüfungen« begonnen. Wieso aber bis zum letzten Moment weitergeplant wurde, war gestern ebenfalls nicht zu erfahren.

In einem Zwischenbericht gab die Olympia GmbH am Dienstag bekannt, daß man auf den Sacrower See und das angrenzende Naturschutzgebiet als Standort für das olympische Rudern und Kanufahren in Brandenburg verzichten werde. Jetzt seien noch der Stienitzsee, der Templiner See, der Lange See in Grünau und eine mögliche künstliche Strecke in Marzahn im Gespräch. kotte