Marine stoppt Schiffskonvoi mit Hilfsgütern

■ Staatspräsident Stipe Mesic begleitete den Hilfskonvoi für Dubrovnik/Luftwaffe greift erneut Vukovar an Kroatiens Präsident Franjo Tudjman verbietet seinen wehrtauglichen Bürgern, ohne Genehmigung den Wohnort zu verlassen

Zagreb (ap/afp/dpa/taz) — Der Schiffskonvoi mit Hilfsgütern für die Adriastadt Dubrovnik ist am Mittwoch morgen von einer Patrouille der jugoslawischen Marine gestoppt worden. Nach Angaben des kroatischen Rundfunks wurde der vom jugoslawischen Präsidenten Stipe Mesic begleitete Konvoi im Kanal von Mljet aufgehalten. Die Patrouille verlangte, daß eines der Schiffe, die Fähre „Slavija“, in Zelenika an der montenegrinischen Küste vor Anker geht. Dort sollten die Passagiere und die Ladung untersucht werden. Die begleitenden Fischer- und Freizeitboote sollten in Richtung der Insel Korcula kehrtmachen.

Die Durchsuchung der Schiffe war am Vortag mit dem Kommandeur des fünften Militärbezirkes, dem jugoslawischen Generalleutnant Andrija Raseta, vereinbart worden. Mesic, der selbst Kroate ist, bestand am Mittwoch allerdings darauf, daß dies auf kroatischem Territorium zu geschehen habe. Schließlich wurde vereinbart, daß die Flotille eine Bucht an der kroatischen Küste gegenüber der Insel Mljet anlaufen sollte.

Nach einem Bericht des kroatischen Fernsehens waren neben etwa 500 Einwohnern Dubrovniks, die wegen der Kämpfe aus der Stadt geflohen waren und nun wieder zurückkehren wollen, zahlreiche kroatische Politiker an Bord der „Slavija“. Neben Mesic begleiteten der kroatische Ministerpräsident Franjo Greguric und sein Stellvertreter Milan Ramljak den Konvoi. Die Schiffe sollten ursprünglich am frühen Morgen in Dubrovnik eintreffen. Die Bundesarmee hatte dem Konvoi am Dienstag erlaubt, die abgeriegelte Adriastadt Dubrovnik anzusteuern, und eine Kontrolle der Besatzung und der Ladung vor der Einfahrt in den Hafen angekündigt.

Während aus der weitgehend zerstörten Umgebung von Dubrovnik keine Kämpfe mehr gemeldet wurden, kam es am Mittwoch vormittag in Ostslawonien in dem seit zweieinhalb Monaten belagerten Vukovar und in Osjek sowie in Sisak, 60 Kilometer südöstlich von Zagreb, zu heftigen Gefechten. Bei einem Angriff der Luftwaffe auf Vukovar wurden nach kroatischen Angaben zwei Kinder getötet. Die kroatische Nationalgarde schoß nach eigenen Angaben ein Kampfflugzeug des Typs Mig 21 ab.

„Wenn hunderttausend Menschen ebenso nach Vukovar oder Ilok marschieren“, hatte Staatspräsident Mesic im kroatischen Fernsehen vor seiner Einschiffung nach Dubrovnik, erklärt, „werden sie Vukovar und Ilok befreien, auch ohne Waffen.“ In Kroatien steht offenbar eine generelle Mobilmachung der Bevölkerung bevor. Präsident Franjo Tudjman hat per Dekret allen wehrfähigen Männern im Alter zwischen 18 und 60 Jahren verboten, die Wohngemeinde ohne Genehmigung der Behörden zu verlassen.

Das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) in Genf schickt am Donnerstag eine Kommission nach Jugoslawien, die sich vor allem über die Hilfebedürftigkeit der etwa 300.000 Flüchtlinge in dem vom Bürgerkrieg zerrütteten Land informieren soll. Die Reise, an der außerdem Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) teilnehmen, sei von UNO- Generalsekretär Javier Perez de Cuellar angeregt worden, berichtete die UNHCR-Sprecherin am Dienstag. Die Gruppe werde eine Woche in Jugoslawien bleiben. Die UNO- Organisation kümmert sich vorwiegend um Flüchtlinge in fremden Ländern, wird aber gelegentlich auch tätig, wenn innerhalb eines Landes Hilfe notwendig ist.

Nach Angaben des Deutschen Caritasverbandes haben sich bisher mehr als 30.000 Menschen aus den Kriegsgebieten in Jugoslawien in die Bundesrepublik geflüchtet. Sie fänden Aufnahme bei Verwandten und Freunden in Deutschland, teilte das katholische Hilfswerk am Dienstag mit. Über 100 Caritas-Sozialberater nehmen sich ebenfalls der Flüchtlinge an und gestalten von Wohlfahrtsverbänden und Kirchen getragene Hilfsmaßnahmen.