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Spaniens Hauptstadt in der „Operation Pax“

16.000 Sicherheitskräfte sollen das Leben der KonferenzteilnehmerInnen in Madrid schützen  ■ Aus Madrid Antje Bauer

Madrid — eine belagerte Stadt. So lautete der besorgte Tenor der spanischen Presse in den Tagen vor der Nahostkonferenz. Mehr als 16.000 Polizisten und Zivilgardisten sind für den Schutz des Königspalasts, in dem die Verhandlungen stattfinden, des Pressezentrums, der betroffenen Botschaften und der Hotels bereitgestellt worden, in denen die Delegationsmitglieder untergebracht sind. Vor allem die Wege vom Flughafen in die Stadt sowie die Straßen von der Unterbringung der Teilnehmer zum Palast stellen ein großes Risiko dar. Die Furcht bezieht sich diesmal nicht auf die ETA, auch wenn diese just in der Woche, in der Madrid als Ort für die Verhandlungen bestimmt wurde, drei Anschläge in Madrid verübte, sondern auf radikale Gegner der Gespräche. Doch die Sicherheitskräfte zeigten Souveränität. Während Berlin anläßlich des Besuches von US-Präsident Reagan in den Belagerungszustand versetzt und ein ganzer Stadtteil abgesperrt wurde, ist in Madrid von Hysterie nichts zu spüren. Zwar ist die erhöhte Polizeipräsenz im Straßenbild sichtbar, in der Nähe des Königspalastes suchen Arbeiter Abwasserkanäle und Blumenständer nach Bomben ab, und auf dem Palast und auf Dächern der Umgebung stehen Scharfschützen postiert, die das Umfeld mit Feldstechern absuchen. Doch selbst als am Mittwoch morgen die Delegationen erstmalig zur Eröffnung der Konferenz im Palast eintrafen, wurden die Straßen weiterhin offengehalten. Einige hundert Schaulustige, die sich vor dem Palast eingefunden hatten, darunter zahlreiche Schulkinder mit Fotoapparaten, sahen erst kurz vor dem Eintreffen des jeweiligen Konvois, wie eine Spur gesperrt und nach dessen Passieren sofort wieder freigegeben wurde. Eine balagerte Stadt? Hier doch nicht.

Auch das zweite Hauptproblem der spanischen Regierung, die Vorbereitung des Pressezentrums für die angekündigten 5.000 Journalisten, wurde dank der spanischen Vorliebe für Improvisationen relativ schnell gelöst. Im „Kristallpalast“ des Messegeländes wurden Tausende Arbeitsplätze, Hunderte Telefone, Faxgeräte und selbst ein Restaurant eingerichtet. Die Journalisten können die Konferenz über Bildschirme verfolgen. Nur wenige — ausgewählte — Medienvertreter haben Zugang zum Königspalast selbst. Wie schon im Golfkrieg, so haben auch hier die US-Amerikaner das Sagen. Metalldetektoren und Sprengstoffspürhunde am Eingang des Kristallpalastes werden von Amerikanern eingesetzt, und in der Eingangshalle flimmerte schon vor Beginn der Konferenz CNN über die Bildschirme. Ein Gutteil der Klippen der Vorbereitung sind genommen worden. Doch an einem werden sich Delegationsteilnehmer und Journalisten noch die Zähne ausbeißen: An der monotonen Stimme der Telefonansage „Die internationale Leitung ist leider überlastet. Rufen Sie in ein paar Minuten noch einmal an...“

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