Mit dem Kopp in den Bohnen

■ Improvisationstheater „Springmaus“ in Bremen, breit rheinisch

Die Springmaus hat sich nach Norden gewagt, bis nach Bremen in's Packhaus-Theater. Und hat damit die unsichtbare Grenze bei Münster überschritten, die den katholischen Süden vom protestantischen Norden trennt - jenseits derer der rheinische Humor und die Pappnasen-Romantik des Karnevals zumeist mit säuerlichem Achselzucken quittiert werden. Die sechs Spontan-SchauspielerInnen aus Köln, Bonn und dem Bergischen Land bearbeiten ihre ZuschauerInnen allabendlich mit dem breitetesten rheinischen Dialekt.

Unwiderstehlich ist Dada Stievermann, wenn sie als Witwe Weißkopp in der Friedhofskapelle das Schicksal ihres Mannes Erwin Weißkopp schildert. Auf die teilnahmsvolle Frage von Erwins Arbeitskollegen „Wie isset denn passiert?“ antwortet sie schluchzend: „Et war in de Küch, er hatte so viel um de Ohren. Er is mit sin Kopp in de Dose Bohnen steckenjeblieven.“ Erwins Kollege: „ Wat mich da noch interessieren tät, waren et eher de weißen oder de jrünen“ — „Nä, et waren de dicken. De Zehn-Kilo- Dose aus de Metro.“ Und alle brechen in Beileid aus, auch der Präsident des Karnevals-Vereins „Poppelsdorfer Püppchen“ mit Narrenkappe (Poppelsdorf ist ein Stadtteil von Bonn).

Im ersten Teil ihres Programms spielt die Springmaus Sketche aus einem festen Repertoire, nach der Pause wird dann ausschließlich improvisiert. Die ZuschauerInnen werden aufgefordert, sich einen Buchstaben auszusuchen und einen Ort, zum Beispiel „M“ und „Männerklo“. Darauf improvisieren die Mäuse eine Szene, die im Männerklo spielt und in der jedes Wort des Textes mit „M“ beginnt. Kommt einer rein und stellt sich an's Pissoir: „Mitte“, sagt er. Die Klofrau: „Möglichst Mitte, meinetwegen.“ Kommt noch einer rein: „Milch macht müde Männer munter.“ Dann der erste zum Zweiten: „Mitmacher!“

Den Springmäusen macht das Theater-Spielen sichtlich Spaß, zwischendurch lachen sie sich halbtot und lauschen ganz hingerissen ihrem Musik-Multitalent Paul Hombach, der auf Klavier und Keyboard auch einige Improvisationen hinlegt. Ihm müssen die ZuschauerInnen Komponisten, Musikrichtungen, und Lieder vorschlagen, und er spielt „Häschen in der Grube“, wie es Georg Danzer mit seiner wabbelig-kraftvollen Stimme tun würde.

Das Improvisations-Theater gibt es seit 1983. Damals tauchte in Bonn auf Häuserwänden die geheimnisvolle Srühparole „Springmaus“ auf und niemand wußte etwas damit anzufangen — bis zum ersten Auftritt im Hinterzimmer einer Kneipe , der schwer einschlug und sich schnell herumsprach. Seit September dieses Jahres spielt die Springmaus in komplett neuer Besetzung. Hannes Koch