Die Zukunft liegt im Auto

■ Der Informatiker und CDU-Politiker Haefner: privates Management für Straßenverkehr

Fluchen im Berufsverkehr? Schimpfen auf Stau und verstopfte Straßen? Zentimetermäßiges schleichen im Schneckentempo? Vergessen Sie–s: „In Bremen sind die Bedingungen für das Auto fast ideal.“ Zu diesem Ergebnis kommen die Bremer Informatik-Professoren Klaus Haefner und Gert Marte. Zusammen mit Studenten der Universität Bremen haben sich die beiden für eine empirische Studie durch den Bremer Verkehrsdschungel geschlagen. Das Fazit: Mit dem Auto ist man auch im Berufsverkehr (Diktion Haefner: „Hauptreisezeit“) immer noch am schnellsten.

Haefner und seine Forschungsgruppe „Informatik und Verkehr“ fuhren um Mitternacht (bei leeren Straßen) eine bestimmte Route (beispielsweise Bremen Mitte bis Berliner Freiheit). Der so ermittelten Zeit gaben sie den „Stauindexwert 1“ (in unserem Beispiel: 15 Minuten). Insgesamt 27 Strecken wurden so „eingerichtet“, und dann zu verschiedenen Tageszeiten nochmals abgefahren. Die Abweichungen in der Zeit wurden zum Stauindexwert hochgerechnet.

Gleichzeitig ermittelten die Informatiker Stauindices für vergleichbare Strecken mit Fahrrad und öffentlichem Personen-Nahverkehr, die dann mit dem Vergleichswert 1 des Autos verglichen wurden. Bei Bus und Bahn verzichteten sie allerdings aus „Kostengründen“ auf eigene Versuchsreihen, sondern bedienten sich aus dem Ergebnistopf vergleichbarer internationaler Studien. Auch Zeiten für Parkplatzsuchen wurden nicht eingerechnet. Gert Marte: „Was nutzen Feinmessungen, wenn schon die Grobstruktur nicht stimmt?“

Das Ergebnis stimmte dafür: „Der höchste (mit dem Auto) ermittelte Stauindex betrug 2,4; auf den meisten Strecken lagen die Werte unter 1,5. Das heißt, daß man –natürlich' am Tage mit dem Auto langsamer vorankommt als bei Nacht, daß aber von einem –Verkehrsinfarkt' in Bremen keine Rede sein kann“, erklärten die beiden Informatiker.

Ganz mies schnitt in diesen Versuchen der öffentliche Personen- Nahverkehr ab. Gegenüber einer Straßenbahn, so ermittelte die Forschungsgruppe, ist man bis zu einer Strecke von acht Kilometern Distanz noch mit dem Fahrrad schneller am Ziel. Folgt: Durch den Zeitverlust beim „reisen“ in öffentlichen Verkehrsmitteln fahren die Bremer lieber Auto. „Will man ernsthaft die Verkehrslast in Bremen verringern, so bedarf es sehr viel umfassenderer Ansätze im Rahmen eines „Verkehrs-System-Managements“. Darin setzen die Informatiker weiter auf das Auto als Fortbewegungsmittel, plädieren aber für eine bessere Auslastung. „Unsere Umwelt ist eine knappe Ressource, die nicht beliebig verteilt werden kann. Darin ist Verkehr das einzige Gesellschaftsystem, dem keine quantitativen Grenzen gesetzt sind“, erklärte Haefner.

Haefner will den Mehrpersonen-Verkehr organisieren und einen Markt dafür schaffen: Ein Beispiel: Ein Parkplatz in der Innenstadt kostet in Zukunft 50 Mark. „Kein Mensch würde allein in die Stadt fahren, wenn er mit so einem Parkplatz rechnen müßte“, sagt Haefner. Stattdessen würden sich vier Leute in einem Auto die Fahrt teilen und den Parkplatz zusammen bezahlen. Angebot und Nachfrage privater Routen könne man über BTX-Geräte oder einfach über Telefone abwickeln: „Das ist eine typische Aufgabe für ein professionelles Unternehmen, so etwas zu managen.“

Zu Haefners Konzept gehört auch der Abbau aller Subventionen für das Auto. „Wer alleine fährt, soll künftig keine Kilometer-Pauschale mehr bekommen, wer nur mitfährt, soll sie haben.“ Mit solchen finanziellen Angeboten würde sich der „Markt“ einrenken. Markus Daschner