Polizist Krützfeld geehrt

Am 9. November 1938 erhielt der Polizeiinspektor Wilhelm Krützfeld, Vorsteher des 65. Reviers in Berlin- Mitte, die Nachricht, daß eine Meute von Zerstörern gerade dabei sei, die neue Synagoge in der Oranienburger Straße anzustecken. Mit vorgehaltener Pistole vertrieb Krützfeld die Brandstifter. Krützfeld war der einzige, der sich in dieser Nacht dem »Volkszorn« entgegenstellte. Neun der insgesamt vierzehn Berliner Synagogen konnte die SA dagegen vollständig zerstören. Krützfeld selbst wurde vom damaligen Polizeipräsidenten Graf Hellersdorf angeklagt, sich dem »gesunden Volksempfinden« entgegengestellt zu haben. Der zwangspensionierte Beamte starb 1953. Anläßlich seines achtundreißigsten Todestages ehrte gestern die Jüdische Gemeinde und der Polizeipräsident den mutigen Mann mit einem Festakt auf dem Weißenseer Friedhof. Polizeipräsident Schertz mahnte, sich dieser Tat im Zusammenhang mit Judenhaß und aktuellen Angriffen auf Ausländer zu erinnern. Krützfeld habe sich auf die Seite der Gerechtigkeit gestellt und versucht, den Terror abzuwenden. Sein Bild gehöre in das Bewußtsein der Polizei, erklärte Schertz und schloß: »Ach, hätte es doch mehr Krützfelds gegeben. woj