Dubrovnik: Eine Bastion der Freiheit

■ Schiffskonvoi erreicht Dubrovnik/ „Entscheidungsschlacht“ bei der ostslawonischen Stadt Vukovar

Dubrovnik (dpa/afp) — 36 Stunden hatte die Fahrt gedauert. Jugoslawische Kriegsschiffe hatten den Konvoi auf offenem Meer gestoppt, Offiziere die Boote Stunde um Stunde nach — angeblich auch gefundenen— Waffen untersucht. Am Donnerstag morgen war es dann endlich soweit: Etwa 30 Boote liefen mit dem Fährschiff „Slavija“ im Hafen der von der Armee eingeschlossenen Adriastadt Dubrovnik ein. Nach vier Wochen ohne regelmäßige Strom- und Wasserversorgung brachten sie die dringend benötigten Lebensmittel und Medikamente.

„Dubrovnik ist zur Bastion der Freiheit geworden“, erklärte der an Bord der „Slavija“ mitgereiste und aus Kroatien stammende jugoslawische Staatschef Mesic den mehreren tausend Menschen, die zur Begrüßung in den Hafen gekommen waren. „Kroatien hat Dubrovnik nicht vergessen. Wir mußten zeigen, daß wir das unbesiegbare kroatische Volk sind“, sagte Mesic bewegt. Mit dem Konvoi waren auch mehr als 500 kroatische Flüchtlinge in ihre Heimatstadt zurückgekehrt.

Noch ist die einstige Tourismusmetropole, die wegen ihres historischen Stadtkerns als „Perle der Adria“ gilt, jedoch nicht über den Berg. Die Armee hat klare Bedingungen gestellt: Die Stadt muß ohne Wenn und Aber kapitulieren, alle kroatischen Verteidiger müssen die Gemeinde verlassen.

Unterdessen sind an den meisten Fronten in Kroatien die Kämpfe wiederaufgeflammt. Nach Truppenkonzentrationen bei Vukovar wurde mit der Eroberung der seit zwei Monaten von der Armee belagerten ostslawonischen Stadt gerechnet.

Sandzak stimmt für Autonomie

Die moslemische Bevölkerung der Region Sandzak im Süden Serbiens hat sich bei einer Volksabstimmung am vergangenen Sonntag zu über 98 Prozent für eine politische und territoriale Unabhängigkeit der Region von Serbien ausgesprochen. Die Abstimmung war von der moslemischen Partei der Demokratischen Aktion (PDA) im Untergrund organisiert worden, da die serbischen Behörden sie verboten hatten. Der Vorsitzende der PDA in Sandzak hatte den Leiter der EG-Friedenskonferenz zu Jugoslawien, Lord Carrington, aufgefordert, Beobachter der Europäischen Gemeinschaft in das Gebiet zu schicken.

Ziel einer „EG-Mission“ ist jedoch zunächst erneut Belgrad. Dort soll der niederländische Diplomat und Jugoslawien-Beauftragte Wijnaendts der serbischen Führung eine Zustimmung zum Friedensplan der Gemeinschaft abringen. Dazu wurde den Serben nach Berichten der jugoslawischen Nachrichtenagentur 'Tanjug‘ ein weitgehendes Zugeständnis gemacht: Belgrad soll nicht mehr gezwungen werden, die gewaltsame Gleichschaltung des Kosovos und der Wojwodina rückgängig zu machen. Trotzdem muß an einer Zustimmung Serbiens gezweifelt werden. So bezeichnete der serbische Außenminister Jovanovic die Beschlüsse der EG als „Quasi-Diktat“. Diese hatte Serbien bis Dienstag Zeit gegeben, um ihre Friedensvorschläge zu akzeptieren. Andernfalls will die Gemeinschaft wirtschaftliche Sanktionen verhängen und die Friedenskonferenz in Den Haag ohne Serbien fortsetzen.

Einen Sonderbeauftragten für Jugoslawien hat inzwischen auch die UNO. Der frühere US-Außenminister Vance legte einen Bericht vor, in dem er über Verstöße gegen das UN- Waffenembargo berichtet. Neue Sanktionsmaßnahmen wollen die Vereinten Nationen vorläufig jedoch nicht einleiten.