Großes Debakel

■ Das Theater des Westens stoppt Yma Sumac

Das zweite Berliner Konzert der peruanischen Sängerin Yma Sumac findet nicht statt. Nach dem Debakel am vergangenen Montag weigert sich das Theater des Westens, Karten zu verkaufen, und will auch die Musiker am kommenden Montag nicht mehr auf die Bühne lassen. Inzwischen hat sich auch der Manager der Sängerin, der eigentlich auf dem Konzert bestand, mit der Absage abgefunden. Er kündigte ein Ersatzkonzert an anderem Ort an.

Yma Sumac, die große peruanische Sängerin, hatte in den fünfziger Jahren einige erfolgreiche Platten eingespielt, die in jüngster Zeit als CDs neu aufgelegt wurden. Für das Konzert am vergangenen Montag hatte die Sängerin mit Musikern des Orchesters Horst Jankowski (RIAS-tätärätä) eine Woche lang geübt, aber — wie die Verwaltungschefin des Theaters des Westens zugab — die Vorstellung nie vollständig durchgeprobt und auch verschiedene Nummern nur angesungen. Bei Eintrittspreisen von bis zu achtzig Mark zeigte sich das Publikum anfangs schier begeistert. Dann wurden die Schwächen im Zusammenspiel zwischen Sängerin und Orchester hörbar und später, als die Sängerin mehrmals Songs abbrach und von der Bühne lief, auch sichtbar. Die Sängerin gab dem Publikum drei Gründe für die Pannen und Schwächen der Vorstellung: das Berliner Wetter, die Tatsache, daß sie sich vor einiger Zeit ein Bein gebrochen habe, und die Unfähigkeit des Ad-hoc- Orchesters.

Der amerikanische Manager von Yma Sumac, Alan Eichler, griff die Entscheidung des Theaters an. Er habe den Spielort gemietet; das Theater des Westens sei nicht der Veranstalter. Das zweite Konzert an einem neuen Ort werde aber gewiß nicht schon am Montag stattfinden können. Die Verwaltungschefin des Theaters des Westens, Ulrike Michelbrink, gibt als Grund für die Entscheidung an, Sumac wäre zu einem weiteren Konzert »gesundheitlich nicht in der Lage«. Nach Einschätzung des Theaters sind nicht die Musiker an dem Debakel Schuld, sondern die Sängerin selbst. Zu Unrecht habe das Theater bei den Proben angenommen, Sumac werde sich im Konzert verbessern. Man habe auf die »große Professionalität« der Sängerin vertraut.

Für ein weiteres Konzert Karten zu verkaufen käme einem Betrug im Sinne des BGB gleich. Deshalb sei es rechtmäßig, die Veranstaltung aufzukündigen, auch wenn der Vertrag die Kontrolle der künstlerischen Leistung nicht vorsehe. Das bereits stattgefundene Konzert sei aber kein Betrug am Publikum, weil die Euphorie der Leute die Durchführung der Veranstaltung, wenn eben auch in grotesker Form, möglich gemacht habe. Kai Rautenberg, der Pianist, sagt nun, mit der Sängerin werde er nicht wieder auftreten, weil sie zu weiteren Proben nicht bereit sei. Der Manager dagegen behauptet, es gäbe gar keinen Dissenz zwischen der Sängerin und den Musikern. uez