USA stoppen israelische Angriffe

■ Nach fünf Tagen schwerer Bombardements gab es gestern nur einzelne Schußwechsel im Südlibanon

Berlin (afp/dpa/taz) — Offenbar auf Druck der Amerikaner hat die israelische Armee gestern ihre Luftangriffe gegen mehrere Dörfer im Süden Libanons eingestellt. Die libanesische Delegation bei der Friedenskonferenz in Madrid hatte die Einstellung der seit fünf Tagen dauernden Angriffe verlangt, sonst werde Libanon nicht an den bilateralen Gesprächen mit Israel teilnehmen.

Korrespondenten im Südlibanon berichteten am Sonntag tatsächlich nur noch von vereinzelten Schußwechseln. Der israelische Verteidigungsminister Arens hatte allerdings am Sonntag morgen im israelischen Armee-Radio noch angekündigt, Israel müsse seine Sicherheitsinteressen im Südlibanon so lange selbst wahren, wie die libanesische Armee die nahe der israelischen Nordgrenze operierenden Milizionäre der Schiitenorganisation Hizbollah und radikaler Palästinensergruppen nicht in Schach halte.

Zehntausende von Bewohnern der Region befanden sich auch gestern noch auf der Flucht. Die israelische Armee hatte am Samstag durch ihre Söldnertruppe, die Südlibanesische Armee (SLA), in den Dörfern nördlich der seit 1979 besetzen „Sicherheitszone“ ein Ultimatum verbreiten lassen: „In zwölf Stunden schießen wir auf alles, was sich bewegt“, soll es im Ultimatum der SLA nach Informationen von 'afp‘ geheißen haben. Die finanziell und militärisch von Israel abhängige Christenmiliz SLA wurde wiederholt fürs Grobe eingesetzt, von israelischer Seite konnte also auch jetzt bestritten werden, daß die Armee dieses Ultimatum gestellt habe. In einem Militär-Statement hieß es jedoch, die Bewohner des Südlibanon müßten sich von den „terroristischen Elementen“ trennen, die in ihrem Gebiet operieren. Der Südlibanon gilt als Hochburg der Fundamantalisten-Gruppe Hizbollah (Partei Gottes).

Die jüngste Eskalation der Gewalt im Südlibanon hatte begonnen, als am Vorabend der Konferenz von Madrid drei israelische Soldaten bei einem Bombenanschlag innerhalb der „Sicherheitszone“ getötet und drei weitere Soldaten verletzt worden waren. Zu dieser Operation hatte sich Hizbollah bekannt. In Opposition zur Friedenskonferenz von Madrid ist es aber jüngst auch zu einer Annäherung der Fundamentalisten und radikaler Palästinensergruppen gekommen. Im Südlibanon wird bereits seit geraumer Zeit mit einer militärischen Offensive der israelischen Armee gerechnet. Sie könnte einerseits den Abstand zwischen der tatsächlichen Nordgrenze Israels und der Einflußsphäre der verschiedenen Guerillagruppen vergrößern, andererseits gegenüber der in Libanon stationierten syrischen Armee eine größere Pufferzone stabilisieren. Der libanesische Premierminister Omar Karameh sagte am Wochenende, die USA hätten Israel gebeten, Abstand von einer solchen Offensive zu nehmen, um die Verhandlungen von Madrid nicht zu gefährden. Die Presseagentur 'dpa‘ zitiert Gerüchte aus dem Südlibanon, nach denen Hizbollah erst kürzlich von Syrien mit Artillerie und Raketen ausgestattet worden sei, deren Reichweite auch Angriffe auf den Norden Israels ermögliche. Die libanesische Armee hat ihre Positionen in der Region jetzt erheblich verstärkt. pe