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Kochkurs für Männer fiel aus

■ Größtes europäisches Frauennetzwerk tagte in Potsdam/ »pömps« will gegen die Verdrängung der Frauen aus dem öffentlichen Leben ankämpfen

Potsdam. Neue Seilschaften braucht das Land! Frauenseilschaften, die Europa erobern mit ihren Ideen, ihrem Mut, ihrer Klugheit und ihrem solidarischen Verhalten. Das ist nur ein Anspruch, den die etwa 300 »pömps«-Anhängerinnen am vergangenen Wochenende selbstbewußt auf ihrem dritten Jahreskongreß in der Universität Potsdam stellten. Im Vereinsnamen »pömps« steckt der zweite Anspruch der Frauen: Partizipation in Öffentlichkeit, Management, Politik und Sozialem. In 47 Regionalgruppen arbeiten etwa 1.500 Frauen mit. Erstmals tagte das größte deutsche und europäische Netzwerk für Frauen, das seit drei Jahren besteht, in den neuen Bundesländern.

Pömps-Vorsitzende Karin Vogel sieht darin mehr als ein Symbol. Sie selbst will demnächst aus dem Schleswig-Holsteinischen ins Land Brandenburg übersiedeln. Gab es bislang sehr unterschiedliche Erfahrungen von Frauen in Ost und West, sind nach der deutsch-deutschen Vereinigung auch ostdeutsche Frauen von Arbeitslosigkeit betroffen, drohe ihnen Isolation, schätzte die energische Pömps-Gründerin ein. Auch die zu DDR-Zeiten formal Gleichberechtigten müssen nun gegen die Benachteiligung im öffentlichen Leben ankämpfen. Auf die Chefin des Vereins machen die »hochqualifizierten« Ost-Frauen derzeit einen mutlosen Eindruck. Dabei, das »zukünftige vereinte Europa muß auch uns Frauen eine Chance bieten. Wir dürfen keine Angst vor der Zukunft haben«, meinte sie.

So wählten die Damen aus den maßgeschneiderten Workshops, Seminaren und Vorträgen dann auch das jeweils Passende für sich aus. Nur das Finden der Räume im weitläufigen Gelände der Universität Am Neuen Palais wurde für einzelne Teilnehmerinnen eher zu einem Herbstspaziergang. Die Themen machten sehr unterschiedliche Lebenserfahrungen deutlich: Vom Kurs »Persönliche Erfolgsstrategien auf dem Weg zur Führungsverantwortung« bis zum Training zur persönlichen Konfliktbewältigung wurde alles geboten.

Die drei Ingenieurinnen aus Berlin, die ihr Projekt vorstellten, hatten viele Fragen zu beantworten. Ihr Umschulungsunternehmen hatte offensichtlich den Lebensnerv der ostdeutschen Teilnehmerinnen getroffen. »Wir wollten nicht arbeitslos zu Hause sitzen. Was es an Weiterbildung für uns gab, war nicht das Richtige«, begründeten sie ihr Vorhaben.

Derzeit werden Regionalgruppen des Frauennetzwerkes in den neuen Bundesländern aufgebaut. In Thüringen sind bereits sieben Gruppen präsent, in Sachsen zwei. Aus dem Bundesfrauenministerium kommen dafür in diesem Jahr 175.000 Mark. Das neueste Pömps-Projekt: der Aufbau eines Existenzgründungs- und Qualifizierungszentrums im Land Brandenburg. Im Kongreßablauf war auch ein Männerprogramm vorgesehen. Doch der Kochkurs für die begleitende Männlichkeit der Pömps-Frauen mußte wegen mangelnder Beteiligung ausfallen. Jutta Schütz/dpa

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