Imelda Marcos wieder auf den Philippinen

Manila/Berlin (dpa/wps/taz) — Es mag nicht ganz das rauschende Fest gewesen sein, das sich Imelda Marcos für den Tag ihrer Heimkehr aus den USA gewünscht haben mag. Die Witwe des vor zwei Jahren gestorbenen philippinischen Ex-Diktators Ferdinand Marcos traf gestern nach knapp sechsjährigem Exil in Manila ein. Doch empfingen sie dort immerhin Zehntausende jubelnder Anhänger mit Fahnen, Wimpeln, T-Shirts, Aufklebern und Luftballons in den Farben der philippinischen Trikolore: „Imelda in meinem Herzen“, „Marcos für immer.“

In Manila erwartet Imelda Marcos eine Reihe von Gerichtsverfahren, in denen sie angeklagt ist, gemeinsam mit ihrer Familie in zwanzig Jahren korrupter Herrschaft das Land ausgeplündert zu haben.

Noch bis vor kurzem hatte sie geschworen, nicht ohne die sterblichen Überreste des Diktators zurückkehren zu wollen. Doch ihre Forderung, Ferdinand Marcos mit militärischen Ehren in Manila beisetzen zu lassen, hat die philippinische Präsidentin Corazon Aquino stets entschieden abgelehnt. Aquino bot als „Kompromiß“ an, Marcos könne in seiner Heimatprovinz Illoco Norte, wo seine Familie noch über eine starke Anhängerschaft verfügt, bestattet werden. Imelda Marcos entschied sich nun, vorerst ohne den tiefgefrorenen Gatten zurückzukehren.

Die Regierung in Manila muß befürchten, daß die zersplitterte rechte Opposition im Vorfeld der Wahlen im kommenden Jahr durch die Präsenz Imelda Marcos gestärkt wird. Der Diktatorenwitwe selbst — sie hatte jüngst angedeutet, daß sie eine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen erwäge — werden nach jüngsten Umfrageergebnissen allerdings wenig Chancen eingeräumt. Doch eine Reihe von Marcos-Anhängern sind in letzter Zeit wieder aus der Versenkung aufgetaucht; viele von ihnen hoffen offensichtlich, aus dem immensen Marcos-Reichtum finanzielle Unterstützung für ihre Wahlkampagnen erhalten zu können.

Corazon Aquino konnte aber nicht umhin, die Heimkehr von Imelda Marcos anzustreben. Denn nur, wenn die Regierung formell und — so sieht es das philippinische Recht vor — im Beisein der Marcos-Witwe Anklage erhebt, kann sie hoffen, den Zugriff auf wenigstens 356 Millionen US-Dollar zu erhalten, die der Marcos-Clan auf mehreren Schweizer Konten deponiert hat. Das nach der „People's Power“ Revolution von 1986 geflohene Ehepaar Marcos soll die philippinische Staatskasse insgesamt um mindestens fünf Milliarden Dollar erleichtert haben.

Nach Angaben philippinischer Regierungsvertreter planen die Justizorgane, Imelda Marcos noch in dieser Woche festzunehmen und Anklage wegen Unterschlagung und Steuerhinterziehung zu erheben. Doch nach Hinterlegung einer Kaution wird sie auf freien Fuß gesetzt werden. „Sie wird wieder draußen sein, bevor sie überhaupt merkt, daß sie verhaftet wurde“, sagte ein Vertreter der Staatsanwaltschaft. Wenn sie in allen Punkten verurteilt werden sollte, dann müßte die 63jährige mit „mehr als 100 Jahren Gefängnis rechnen“.