Schalck-Golodkowskis 600.000-Mark-Kredit

Von Menschen und Millionen: Wovon zahlt Alexander Schalck-Golodkowski seine Weißwürstl?  ■ Von Thomas Scheuer

„Millionen-Schalck“ nannten sie ihn schon unter Honecker; als „SED-Goldfinger“ avancierte er nach der Wende zu der Deutschen liebster Bösewicht. Doch Namen sind Schall und Rauch, Spitznamen erst recht. Heutzutage fristet Schalck-Golodkowski seinen vorverlegten Lebensabend arm wie ein Kirchenmäuslein am Tegernsee. So will er uns jedenfalls weismachen.

Dabei habe ihm doch, so meldete kürzlich die 'Süddeutsche Zeitung‘ in einem Bericht über die Anhörung eines Geheimdienstlers im Bonner Schalck-Ausschuß, der Bundesnachrichtendienst für seine Plauderstündchen immerhin satte 300 Deutschmark pro Stunde gelöhnt. Die Story von den üppigen BND-Moneten für Big Alex geistert seither als Selbstläufer durch den Blätterwald der neuen Länder. Dumm für Schalck ist nur: Er hat vom BND keinen Pfennig bekommen. Der Berichterstatter der 'Süddeutschen‘ hat schlicht eine Falschmeldung in die Welt gesetzt. Der BND-Mann hatte — ein Blick ins Protokoll genügt — just das Gegenteil ausgesagt: Daß Schalck gratis auspackte. Das haben vor Wochen der damalige BND-Chef Wieck und auch Schalck im Ausschuß zu Protokoll gegeben.

Wovon also lebt das Medien-Ungeheuer vom Tegernsee? Derzeit angeblich auf Pump. Mit Kreditgebern aus dem Bayernland verbindet Schalck ja eine gewisse Routine: Auf dem Landgut der Rosenheimer Schlachter-Dynastie März, die durch Geschäfte mit roten Bullen und Schweinehälften erst groß wurde, handelte er anno 1983 mit Franz Josef Strauß den legendären Milliardenkredit für die DDR aus. Damit er die Miete, seine täglichen Weißwürstl und auch eine Maß dazu berappen kann, haben die Gebrüder März dem Ehepaar Schalck, so meldete es die Presse, 450.000 DM geliehen. (Manche boten nur 430.000 DM.) Doch auch diese Angaben sind falsch. In doppelter Hinsicht: Den Schalcks haben die Rosenheimer Großmetzger nämlich überhaupt nichts gepumpt, sondern einer gewissen Sigrid Gutmann. So hieß Frau Schalck, bevor sie Herrn Schalck ehelichte. Der Frau Gutmann also pumpte März Geld; nicht 430.000, auch nicht 450.000, sondern 600.000 Mark. So steht es jedenfalls in einem Darlehensvertrag zwischen der Josef & Willi März KG und Frau Gutmann mit Datum vom 1. Februar 1990. In drei Jahren, so der Vertrag, muß die Knete den März-Brothers zurückgezahlt werden, verzinst zu 5,5 Prozent. Der finanztechnische Laie folgert messerscharf: Wenn Big Alex alias Schalck-Golodkowski alias Mr. Gutmann alias Schneewittchen sich verpflichten kann, in den kommenden drei Jahren 600.000 Märker plus 5,5 Prozent Zinsen zurückzuzahlen, dann muß er doch irgendwo was auf der Kante haben.

Hat Schalck also doch insgeheim irgendwo ein paar KoKo-Millionen verbaggert? Etwa auf den niederländischen Antillen oder in Liechtenstein? Im heimischen Wandtresor, gleich neben dem Küchenschrank, liegen sie jedenfalls nicht. Dort fanden Fahnder bei einer Hausdurchsuchung lediglich einen Notgroschen von 10.000 Mark. Bei der Überprüfung eines Schalck/Gutmann-Kontos bei einer Münchener Bank orteten die Ermittler immerhin „für das laufende Jahr ein Umsatzvolumen von 765.000 Mark“. Also sogar ein paar Mark mehr (vielleicht Talk-Show-Honorare?), als das völlig mittellose KoKo-Paar von den Märzens pumpte. Zwischensumme: Die Schalck-Story bleibt spannend.