taz ohne Deutsche...

■ ..dafür in multinationaler Koproduktion Erste Vorstellungsrunde der taz-Crew vom 9.November

Berlin (taz) — Wenn am 9. November in den Editorials und Kommentaren über deutsche Zustände räsoniert wird, möchte die taz natürlich nicht zurückstehen — mit einem Unterschied: Über die Deutschen schreiben an diesem Tag bei uns nur die vermeintlich Fremden. Genauer gesagt: Die taz vom 9. November wird von Exilanten und Exilantinnen, Immigranten und Immigrantinnen und ausländischen Kollegen und Kolleginnen produziert — angefangen von der Schlagzeile auf Seite 1 über Kommentare, Kultur- und Sportteil bis zu den Lokalausgaben Berlin, Hamburg und Bremen.

Zuständig für Kultur im weitesten Sinne ist unter anderen Zafer Senocak, der von seinen 30 Jahren acht in der Türkei, acht auf Reisen und die restlichen in Deutschland verbracht hat, wo er auf deutsch Artikel und Gedichte schreibt. Seit einiger Zeit denkt er allerdings daran auszuwandern.

Sein Redakteursdebut in der taz bestreitet er zusammen mit Esther Andradi aus Argentinien, die seit acht Jahren in Berlin lebt. Sie ist Schriftstellerin und Journalistin „ohne Erbe, ohne Stipendium und — noch — ohne saftigen Literaturpreis“. Mit Fernweh und Heimweh und der Frage, ob man Deutschland vermissen kann, befaßt sich Eugenia Erazo, Übersetzerin aus Ekuador und seit 1986 in Berlin. Zuflucht findet sie in ihrem Buch- und Grafikantiquariat, wenn „mir diese Stadt im Umbruch manchmal unheimlich wird“.

Sie ist außerdem zuständig für Meinung und Kommentare — unter anderem zusammen mit Cecilia Boisier, Malerin und Kunstdozentin aus Chile, die seit 1975 in Berlin lebt.

Um den Berliner Lokalteil kümmert sich Yan Shi, promovierte Werkstoffwissenschaftlerin aus der Volksrepublik China und Vorstandsmitglied der „Vereinigung chinesischer Studenten und Wissenschaftler in Berlin“, seit dem Massaker am Platz des Himmlischen Friedens eine der wichtigsten Oppositionsgruppen.

Was wirklich aktuell ist und eine Nachricht wert, entscheiden unter anderem Bahman Nirumand, iranischer Schriftsteller, der zweimal aus seiner Heimat fliehen mußte — erst vor dem Geheimdienst des Schahs, dann vor dem Khomeini- Regime; Ayhan Bakirdögen, Korrespondent für eine türkische Nachrichtenagentur und Mitarbeiter des türkischsprachigen Programms beim SFB.

Jacek Kubiak, polnischer Journalist aus Posnan und freier Mitarbeiter für deutschsprachige Zeitungen, und Paul Hockenos, US-Amerikaner und Korrespondent verschiedener amerikanischer Zeitungen für Osteuropa, werden die Osteuropa-Redaktion übernehmen. anb