Pflegenotstand im Diako

■ Interner Konflikt um die Leitung des Ev. Krankenhauses vertreibt das Personal

Kurz vor seinem 125jährigen Jubiläum macht das Gröpelinger Diako, mit rund 500 Betten eines der sechs großen Bremer Krankenhäuser, schlechte Schlagzeilen. „Dem Diako laufen die Leute weg“, titelt die ÖTV-Zeitung „ZIK“ in ihrer jüngsten Ausgabe und berichtet über großen Personalmangel und entsprechende Arbeitsüberlastung im Pflegebereich. Der Notstand hat auch strukturelle Gründe. Im Unterschied zu allen anderen Bremer Kliniken sind nämlich im Diako, das dem Diakonischen Werk und damit der Ev. Kirche untersteht, die Krankenschwestern nicht in der Krankenhausleitung vertreten.

Während normalerweise Verwaltungsdirektor, ärztlicher Direktor und Pflegedirektor im Triumvirat die Kliniken leiten, sind es im Diako nur die ersten beiden — und das, obwohl es in der Diako-Satzung ausdrücklich heißt: „Die Krankenhausleitung besteht aus höchstens fünf Personen, zu denen in der Regel der leitende Chefarzt, die Leitung des Pflegedienstes und der Verwaltungsleiter gehören.“

Im August waren im Diako nur noch 267 von 346 Pflegestellen besetzt, auf Stellenausschreibungen gibt es nur noch selten überhaupt eine Bewerbung, und eine Station der Inneren Medizin kann nach abgeschlossenen Umbauarbeiten nicht wieder in Betrieb genommen werden. Immer häufigere Sonderschichten haben inzwischen die Pflegekräfte des Diako mobilisiert. Im Sommer forderten drei Viertel von ihnen auf einer Unterschriftenliste die Einbeziehung der Pflegedienstleitung in die Klinik-Direktion, um dem Pflegenotstand schnell entgegenarbeiten zu können.

Doch der Diako-Verwaltungsrat hatte andere Pläne. Ende Oktober erarbeitete er einen Vorschlag, nach dem es künftig für jede der vier Krankenhaus-Abteilungen eine eigene Pflegedienstleitung geben soll, die unter sich eine Sprecherin bestimmen, die dann „nach Ablauf des Kalenderjahres 1992 dem Verwaltungsrat ihre Berufung in die Krankenhausleitung vorschlägt“. Nachdem die bisherige Pflegeleiterin Ingeborg Koch-Dreier bereits zum Ende dieses Jahres gekündigt hat, würde der Verwaltungsrat mit seinem Plan das Problem weiter vertagen.

Am morgigen Donnerstag will der Verwaltungsrat über seinen Plan entscheiden — für die Mitarbeitervertretung des Diako eine Provokation. Entscheidenden Einfluß kann sie allerdings nicht mehr nehmen, da das Diako als kirchliche Einrichtung nicht dem Betriebsverfassungsgesetz unterliegt, die Mitarbeitervertretung folglich nicht die Mitbestimmungsrechte eines Personalrats hat. Und angesichts eines gewerkschaftlichen Organisationsgrads von weniger als 20 Prozent ist auch nicht mit großem Druck von außerhalb zu rechnen.

„Nicht mit dem Thema befaßt“ ist denn auch der zuständige ÖTV-Sekretär Michael Blanke. Und auch das Diakonische Werk ist „über den Konflikt nicht informiert“, wie Sprecher Klaus Schumann auf Anfrage mitteilte. Die interne Organisation des Krankenhauses sei allein Sache des Krankenhauses selber, denn „unsere Mitglieder sind selbständig“, sagte Schumann.

Der Vorsitzende des Diako- Verwaltungsrates, Gerhard Beier, mochte gegenüber der taz zu dem schwelenden Konflikt vorerst keine Stellung nehmen. Ase