Bäume in der Körtestraße gefällt

■ Sechs Eschen werden abgesägt, weil sie umzukippen drohen/ Anwohner gründen Initiative gegen Kahlschlag/ Sie fordern bessere Information der Betroffenen/ Bezirksamt will aus Kritik lernen

Kreuzberg. Anwohner der Körtestraße waren völlig überrascht, als Anfang dieser Woche Bauarbeiter begannen, haushohe Eschen zu fällen. »Wir sind überhaupt nicht aufgeklärt worden«, beschwert sich Peter Smektala, der sofort mit Nachbarn eine Anwohnerinitiative gründete. Gestern sammelte die Initiative Unterschriften dafür, daß Bürger in Zukunft besser über Baumfällaktionen aufgeklärt werden. Insgesamt sechs »bedenkliche« Bäume wird das Bezirksamt in der Körtestraße trotz des Protestes fällen, erklärte gestern Hilmar Schädel, Leiter des Naturschutz- und Grünflächenamtes.

Bäume würden jährlich einmal auf ihre Standfestigkeit geprüft, sagte der Amtsleiter. Die sechs Eschen drohten bei schweren Stürmen auseinanderzubrechen oder umzukippen und wurden deshalb zweimal im Jahr kontrolliert. Zum Teil seien die Kronen gelichtet worden, damit die Bäume während Regenfällen nicht zu schwer würden, erklärte ein Bauarbeiter vor Ort. Dadurch habe der Zeitpunkt des Fällens hinausgezögert werden können. Er legte eine von innen angefaulte Baumscheibe auf den Fußweg, um den empörten Anwohnern die Notwendigkeit des Kahlschlags vor Augen zu führen.

»Die sechs Bäume sind inzwischen nicht mehr zu sichern gewesen«, sagte Schädel. Zum einen seien sie innen hohl, zum anderen seien die Wurzeln von Pilzen befallen. Für die Bäume sei nicht nur die Luftverschmutzung, sondern auch das »Gassi-Gehen« der Hunde ein Problem. Die Borke sei durch den Urin der Vierbeiner bis zu 40 Zentimeter hoch verätzt. Hier würden Pilze eindringen, unter der Rinde bis zu den Wurzeln vordringen und so den Baum schwächen.

In der Körtestraße werden nach der Fällaktion Linden gepflanzt. Die Baumart sei besser für die Stadt geeignet, weil sie im Gegensatz zur Esche nicht so bruchempfindlich sei und weder kühle, feuchte Luft noch besonders feuchte Böden brauche, sagte Schädel. Die Esche sei nach 50 Jahren »kaputt«, dagegen gedeihe eine Linde 60 bis 100 Jahre in der Stadt.

Die Bürgerinitiative schlägt vor, daß in Zukunft Handzettel an die betroffenen Bäume geheftet werden. So könnten die Behörden die Bürger im voraus darüber aufklären, warum die Bäume gefällt werden müssen. Für Rückfragen sollte die Telefonnummer des zuständigen Bearbeiters angegeben sein. Schädel hatte die Baumfällaktion mit einer Pressemitteilung bekannt gegeben — bisher habe dies auch genügt. Er sagte der taz, daß »wir aber aus den Protesten der Anwohner lernen werden«. diak