Bitte um Sachlichkeit-betr.: "Grüne Utopien", Kommentar von Ulrich Hausmann", taz vom 28.10.91

betr.: „Grüne Utopien“, Kommentar von Ulrich Hausmann,

taz vom 28.10.91

Am 28.10. wurde in der taz ein Kommentar zu einer nicht einmal abgedruckten Erklärung der Grünen Brandenburg veröffentlicht. Ich halte schon diesen Fakt für unsaubere Berichterstattung, weil Informiertheit die notwendige Voraussetzung für Mündigkeit ist.

Die Unsachlichkeit und Sprache dieses Artikels entspricht dem Stil, in dem sonst nur Repräsentanten des Bündnis90 wie Helmut Müller-Enbergs, Günther Noocke oder Konrad Weiß selbst über die Grünen herfallen. Derartige Haßtiraden lassen sowohl kulturvolle Umgangsformen als auch ein zur sachlichen Auseinandersetzung unerläßlicherweise nötiges intellektuelles Mindestmaß vermissen.

Da ich mich überaus gern für meine politischen Träume streite und versichern kann, daß es Spaß macht, die Welt zu verändern, bitte ich um Einhaltung eines gewissen Niveaus in der Argumentation, damit ich mich an ihr beteiligen kann. Schließlich sind ja dem zur Partei gewordenen Teil der Bürgerbewegungen noch mehr Fragen zu stellen als die nach Waffenexporten und Paragraph 218. Und auch die sind mit dem Hinweis darauf, daß die Grünen Brandenburg „Komsomolzen“ seien, „die am Busen Jutta Ditfurths genährt werden“, (Weiß) nicht unbedingt erschöpfend beantwortet.

Ich bitte daher nochmals alle Beteiligten um Sachlichkeit. Schließlich sollten weder Journalisten noch staatstragende Politiker der ehemaligen Bürgerbewegungen dem Karl- Kraus-Aphorismus nacheifern. „Es genügt nicht, nur keine Gedanken zu haben. Man muß auch noch unfähig sein, sie auszudrücken!“ Lutz Boede, Landtagsfraktion der Grünen Brandenburg