Minimallohn gilt für alle

■ 7,24 Mark Lohn entspricht exakt dem Tarifvertrag/ Gewerkschaft: Bis Mitte 93 einheitliches Tarifgebiet

Mitte. Sieben Mark und 24 Pfennige Stundenlohn im Kaufhof am Alexanderplatz, diese Auskunft schreckte nicht nur die Bewerber für die Aushilfsjobs auf. »Da kann ich ja gleich kostenlos im Finanzamt schrubben gehen«, hatte eine empörte Ostberlinerin geschimpft, die als Arbeitslose netto nur knapp fünf Mark erhalten hätte (die taz berichtete).

»Dieser Stundenlohn entspricht exakt dem geltenden Tarifvertrag«, erklärte jetzt Klaus-Dieter Jahns, Vorsitzender des Kaufhof-Betriebsrates. Das aber macht das Ganze eigentlich nur noch schlimmer: Sämtliche ungelernten Angestellten im ersten bis dritten Berufsjahr müssen für den penibel errechneten Minimallohn arbeiten, Aushilfen und Festangestellte, im Kaufhof und anderswo. Gegen eine bessere Entlohnung derer, die im Weihnachtsrummel aushelfen sollen, hatte sich aber die Belegschaft gewandt: »Wer nur kurz da ist, darf nicht mehr bekommen als der Rest«, so Jahns. Mit dem Betriebsrat werde es auch keinen hausinternen Tarifabschluß geben: »Damit würden die großen Häuser den kleinen Betrieben die Leute abziehen.«

Wer sich also über die »unberechtigt geringe« Bezahlung für »die anstrengende Tätigkeit im Dauerstreß« aufrege, müsse für deutliche Lohnerhöhungen im gesamten Tarifgebiet eintreten und dabei auch Brandenburg miteinbeziehen. Ende März nächsten Jahres laufe der Vertrag aus, erklärte Jahns, dann müsse verhandelt »und auch gekämpft« werden.

Schützenhilfe leistet dabei die Deutsche Angestellten Gewerkschaft (DAG): »Bis Ende 1992 müssen die 100 Prozent des Westlohns im Osten erreicht sein«, fordert DAG- Sekretär Roland Tremper: Im Juli 93 müsse dann ein gemeinsamer Tarifvertrag für ganz Berlin in Kraft treten. ca