Tödliches Schnarchen

■ Fortbildung für HNO-Ärzte mit einem Hörspiel vom Kampf um den Sauerstoff

Der junge Klinikarzt im weißen Kittel kündigte ein „Hörspiel im Kampf um den Sauerstoff“ an. Dann schaltete der Hals- Nasen- und Ohrenspezialist (HNO) Dr. med Marc Müller-Nieberg das Abspielgerät ein. Er hatte seinen BerufskollegInnen, die sich in einem Foyer im Klinikum St.Jürgen-Straße versammelt hatten, nicht zuviel versprochen: Ein beängstigender, ein ohrenbetäubender Lärm erfüllte den Raum.

Der Arzt erläuterte, das Geräusch stamme von einem schlafenden, männlichen Patienten. Dieser habe bis zur Operation an einer lebensgefährlichen Schnarchform, dem „Schlaf-Apnoe-Syndrom“ gelitten. Den Beweis für diese Diagnose hatte der Arzt ebenfalls auf Band. Denn die minutenlangen Phasen mit dem dröhnenden Schnarchgeräusch wechselten sich ab mit solchen, in denen gar kein Atemzug zu hören war: Phasen regelrechten Atemstillstands. Der Grund: Die im Schlaf erschlaffte Zunge des Patienten war soweit nach hinten auf den Rachenhintergrund gerutscht, daß sie die Luftzufuhr in die Lunge völlig versperrte. Die bange Frage im Publikum: Wird der Patient überhaupt je wieder ein Atemgeräusch von sich geben? Doch der humorvolle, junge Arzt beruhigte die ZuhörerInnen: „Gleich kommt er wieder.“

Anlaß seiner Vorführung war ein Fachtreffen der HNO-ÄrztInnen der Region. Eingeladen hatte für Mittwoch abend Professor Reinhard Chille, Chefarzt der entsprechenden Klinik an der St.- Jürgen-Straße.

Erst in den letzten Jahren, so berichtete der holländische Gastredner Hans Manni, hätten Mediziner entdeckt, daß das Thema Schnarchen in ihre Sprechstunden und Operationssäle gehöre. Rund 50 Prozent der Männer und 31 Prozent der Frauen schnarchten „gelegentlich“, und mehr als 30 Prozent beider Geschlechter „gewohnheitlich“. Mit steigendem Alter glichen sich die Geschlechter an. „Zehn Prozent der Erwachsenen schnarchen laut genug, daß man sie mindestens ein Zimmer weiter hört. Und ein bis drei Prozent leiden unter dem krankhaften Schlaf-Apnoe-Syndrom. Es kann zu plötzlichem, unerklärlichem Tod führen.“

Die gesundheitlichen Folgen des krankhaften Schnarchens: Kopfschmerzen am Morgen, Schläfrigkeit am Tage und besonders am Steuer... Japanische Chirurgen haben eine Methode entwickelt, die krankhaften SchnarcherInnen im Mund-Rachen-Raum zu operieren. Sie entfernen Gewebe am hinteren, weichen Gaumen und straffen diese Partie. Diese Methode wurde dem Bremer Publikum mit blutroten Dias vorgeführt. Kommentar aus dem Publikum: „Ich glaube, ich schnarche lieber weiter.“

Hans Manni konnte sich nicht enthalten, zum Abschluß seiner Vorführung noch auf eine besondere Art der „Problemlösung“ hinzuweisen. Ein US-Amerikaner habe so laut und so lange geschnarcht, bis seine Frau taub geworden sei. „Das Problem war gelöst“, betonte der Holländer. B.D.