"Die Abschöpfer" doch im Fernsehen

Berlin (taz) — Wenn heute in Potsdam-Babelsberg alles glatt läuft, dann kann am Ende der Rundfunkratssitzung weißer Rauch als Symbol für eine geglückte Intendantenwahl in den Äther steigen. Vor der Wahl steht die Qual der Auswahl: Die 23köpfige Ratsrunde muß einen der vier nach Potsdam eingeladenen Kandidaten zum neuen Intendanten des Brandenburgischen Rundfunks küren. Allein 36 Personen — davon 5 Frauen — hatten sich beworben, doch nur zwei erschienen der siebenköpfige Findungskommission für das Amt geeignet genug: Michael Albrecht, ehemaliger Intendant des DFF (Ost) und Rolf-Seelmann Eggebrecht (West), ehemals Programmdirektor beim NDR und jetziger Weltspiegel-Moderator. Da die Kommisssion nicht untätig war, hat sie zwei weitere Kandidaten beigesteuert: Hans-Jürgen Rosenbauer, Kulturchef beim WDR und Klaus Klenke, ehemals Unternehmensplaner beim WDR und jetzt Geschäftsführer beim zwittrig öffentlich-rechtlich-privaten Radio NRW. Die Qual der Wahl? Lutz Borgmann, der Rundfunkratsvorsitzende, ist jedenfalls hin und hergerissen „als Mensch und als Christ“, so war es in der 'Süddeutschen Zeitung‘ zu lesen. Und so könnte das passieren, was in Rom bei der Papstwahl schon öfter passiert ist: Wir werden lange und vergeblich auf die weißen Rauchzeichen warten müssen.

„Die Abschöpfer“ doch im Fernsehen

Saarbrücken (dpa) — Der ARD-Bericht über die Praktiken eines saarländischen Privatkliniken-Konzerns durfte gestern doch unter dem geplanten Titel Die Abschöpfer ausgestrahlt werden. Das Saarbrücker Landgericht hob am Mittwoch abend eine einstweilige Verfügung gegen die TV-Dokumentation des Kölner Fernsehjournalisten Gero Gemballa auf. Sie war am 30. Oktober von der Allgemeinen Hospitalgesellschaft-Gemeinschaft psychosomatischer Therapie-Einrichtungen (AHG-GPT) erwirkt worden (die taz berichtete).

Lediglich ein 1987 aufgezeichnetes Interview Gemballas mit dem Firmenchef Wolfgang Glahn müsse aus der Sendung gestrichen werden, beschlossen die Richter. Die Anwälte des Journalisten und der ARD-Bevollmächtigte machten während der Verhandlung deutlich, daß die einstweilige Verfügung ihrer Ansicht nach eine „klare Vorzensur“ darstelle. Sie basiere allein auf einer internen schriftlichen Vorlage für die ARD-Konferenz und einer Pressemitteilung von Radio Bremen. Die darin erhobenen Vorwürfe gegen AHG-GPT kämen aber in der Sendung selbst in dieser Form gar nicht vor.