Hauer und Stecher

■ Achtteilige Filmreihe mit B-Picture-Star Rutger Hauer auf RtLplus zu sehen

Es müssen nicht immer Marlene Dietrich oder Spencer Tracy sein: Auch unter den B-Film-Helden gibt es einige, die durchaus eine Retrospektive verdienen. RTL macht einen Schritt in die richtige Richtung und zeigt acht Filme mit dem Niederländer Rutger Hauer, der es als Autodidakt von der Tourneetheatercharge bis zum wohlbestallten Hollywood-Star mit eigener Produktionsfirma gebracht hat. Als Karrierekatalysator fungierte dabei Regisseur Paul Verhoeven. Erstes Gemeinschaftsprodukt der beiden war die 1973 nach Jan Wolkers' gleichnamigem Bestseller gedrehte deftige Tragikomödie Türkische Früchte (10.11.), die wegen des offenen, aber nicht selbstzweckhaften Umgangs mit Sexualität und Tod zeitweise verboten war (und vermutlich Philippe Dijan als „Inspirationsquelle“ für seine Betty Blue gedient hat). Nach dieser über Hollands Grenzen hinaus erfolgreichen Aufarbeitung jugendlicher Subkultur fand sich das Team, zu dem auch Hauers Partnerin Monique van de Ven, Produzent Rob Houwer und Kamermann Jan de Bont zählen, erneut zusammen für das Mädchen Keetje Tippel, ein Historienfilm nach Motiven der autobiographisch gefärbten Romane von Neel Doff. Keetje kommt in jungen Jahren mit ihrer Familie nach Amsterdam, wo sie im schlimmsten Elend lebt, ehe sie durch ihre Tätigkeit als Prostitutierte und Malermodell in bester Aschenputtel-Manier zu Glück und Wohlstand gelangt. Rutger Hauer gibt hier den Märchenprinzen, der das arme Dinge in seiner Märchenvilla aufnimmt. Der jüngeren niederländischen Geschichte, nämlich dem Widerstand gegen die deutschen Besatzer, widmete sich Paul Verhoeven mit Soldiers (12.11.). In dem 1979 gedrehten, laut Steven Scheuer „intelligten und einfühlsamen“ Kriegsfilm, der in deutschen Kinos nicht zu sehen war, verkörpert Hauer einen jungen Studenten, der unter dem Eindruck der Nazi-Okkupation zum Helden wird. Outsider in Amsterdam (13.11.) spielt ebenfalls im „Venedig des Nordens“. Rob Houwer produzierte, Wim Verstappen inszenierte, und Janwillem van de Wetering lieferte die Romanvorlage. Die Suche nach dem Mörder eines führenden Mitglieds der „Hinduistischen Gesellschaft“ führt die Kriminalbeamten Grijpstra und de Gier (R. Hauer) in die schillernde Amsterdamer Halbwelt. In dem US-Thriller Hitcher — Der Highwaykiller (14.11.), einer nervenzehrenden Mischung aus Spielbergs Duell und Carpenters Halloween, versetzt ein nicht umzubringender Hauer den „Soulman“ C. Thomas Howell und Jennifer Jason Leigh — die offenbar die letzte Ausfahrt nach Brooklyn verpaßt hat — in Angst und Schrecken. „Arbeiter, Handwerker, Kleinbürger in ihrer Welt, schön und schrecklich, hoffnungsvoll und fad, nüchtern und manchmal sehr brutal“, zeigte laut Fischer Film Almanach Paul Verhoeven in Spetters (17.11.) und fabrizierte damit „Kino, das unter die Haut geht“. Hauer trägt Lederjacke und fährt Motorrad, René Soutendijk steht in der Frittenbude und verkauft Pommes rotweiß. In der folgenden Woche tummelt sich Rutger noch als Hauer und Stecher in dem mittelalterlichen Fantasy-Epos Flesh and Blood (20.11.), das wiederum von Paul Verhoeven angerichtet wurde. In Nachtfalken (21.11.) legt sich der große Blonde dann als holländischer Terrorist ausgerechnet mit Sylvester Stallone an, was ja bekanntlich schon ganz anderen sehr schlecht bekommen ist.... Harald Keller