Madrid will Soldaten in Euro-Armee schicken

■ Beteiligung an deutsch-französischem Korps geplant

Berlin (taz) — Wenn Europa eine eigene Armee aufstellt, möchte Spanien nicht am Rande stehen. Bereits Mitte Oktober, als die Bundesrepublik Deutschland und Frankreich ihren Plan bekannt machten, ein gemeinsamen Korps mit 100.000 Mann aufzustellen, signalisierte das sozialistisch regierte Mittelmeerland sein Interesse. Inzwischen haben die Absprachen zwischen Kohl, Mitterrand und González offensichtlich zur Konkretisierung des Projektes geführt: Am Mittwoch teilte der französische Verteidigungsminister Pierre Joxe der Nationalversammlung mit, Spanien woll sich an dem Armeekorps beteiligen. Einzelheiten über die künftige militärische Zusammenarbeit wurden nicht bekannt.

Bei der Achse Bonn-Paris-Madrid soll es nicht bleiben. Zwar hatte das Schreiben von Kohl und Mitterrand, mit dem sie ihre EG-Partner über die Bildung eines gemeinsamen Korps als Keimzelle für eine europäische Armee informierten und sie zur Teilnahme einluden, zunächst bei vielen Verärgerung über den Alleingang ausgelöst. Doch sehr bald signalisierten neben Spanien auch Belgien und Italien ihr Interesse an dem Projekt.

Zuvor hatte Spanien damit gerechnet, daß die Westeuropäische Union (WEU) irgendwann einen Generalstab mit den Vertretern aller Mitgliedsländer bilden würde. Die zugeordneten Armeen würden jedoch auf eigenem Boden stationiert bleiben. Zugleich hatte die spanische Regierung aber auch die 5.000 Mann starke deutsch-französische Brigade in Böblingen seit ihrer Gründung im Jahr 1987 mit Interesse beobachtet. Nach Ansicht spanischer Militärs ist die Brigade in ihren vier Jahren allerdings nicht über das „Embrionalstadium“ hinausgekommen.

Der Drang in eine Euro-Armee kommt denn auch eher aus dem Madrider Außen- denn aus dem Verteidigungsministerium. Außenamtschef Fernandez Ordonez, der sich gern am Vorbild des französischen Nachbarn orientiert, hält eine gemeinsame Verteidigungspolitik für den „Schlüssel“ für die Konstruktion Europas. dora