Reps bei Zittauer Überfall dabei

Zittau (dpa) — An dem Überfall von Neonazis auf ein Heim mit strahlengeschädigten Kindern aus Tschernobyl im sächsischen Zittau am 10. Mai waren auch drei Mitglieder der rechtsradikalen „Republikaner“ beteiligt. Dies erklärten die Beschuldigten am Donnerstag im ersten Prozeß gegen Neonazis in Ostdeutschland seit der Wiedervereinigung. Vor dem Kreisgericht Zittau sind acht junge Männer im Alter von 18 bis 34 Jahren wegen schweren Landfriedensbruchs, Volksverhetzung und Verwendung faschistischer Symbole angeklagt.

Am Abend des 9. Mai hatten zehn bis zwölf junge, zum Teil unter Alkohol stehende Männer in Zittau nach eigenen Angaben beschlossen, „Ausländer klatschen“ zu gehen. Die Rechtsradikalen bewarfen das der Bundeswehr gehörende ehemalige NVA-Feriendomizil mit Schottersteinen, verbrannten ein Transparent „Kinder aus Tschernobyl“ und riefen zum Hitler-Gruß ausländerfeindliche Parolen. Zwei der Gewalttäter drangen in das Haus ein und fügten einem russischen Betreuer mit Stöcken eine Platzwunde am Kopf zu.

Zwei als Zeugen geladene Besucher des Ferienheims schilderten vor Gericht, wie sie versuchten, die Randalierer von ihrem Angriff abzubringen. Die Angreifer beschimpften sie als „dreckige Russen“, die Ausländer als „Viehzeug“. In der Verhandlung wurde deutlich, daß die später eintreffende Polizei nur die Personalien der Zeugen, nicht aber die der Rechtsextremisten aufgenommen hat. Laut Zeugenaussagen seien den Ordnungskräften einige Jugendliche offenbar bekannt gewesen. Einer der Polizisten habe den „Stimmungsmacher“ mit den Worten angesprochen: „Was machst denn du schon wieder hier.“

Nach Angaben einer Gruppenbegleiterin hat die Polizei auch am folgenden Tag keine ständige Bewachung für das Haus abgestellt.

Bei der Prozeßeröffnung am Vortag war es zu Krawallen im Gerichtssaal gekommen. Rund 25 Sympathisanten waren aus dem Saal gewiesen worden. Der Richter wurde unter Polizeischutz gestellt.