Kindergeschichten aus aller Welt

Am 24.November startet das ZDF eine neue Kinderreihe  ■ Von Esther Andradi

Wer weiß, vielleicht ist die wichtigste Geschichte dieser Serie diejenige, die nicht gedreht wurde. Die, die jetzt schimmern muß durch jeden einzelnen der halbstündigen Filme, die zusammen Karfunkel ausmachen.

Karfunkel ist nicht nur eine neue Kinderserie über die Interkulturalität, wie man heute dazu sagt, sondern die Frucht der Zusammenarbeit von Profis unterschiedlichster Länder und Erfahrungen. Besser: das Arbeitsergebnis von AutorInnen, RegiseurInnen, SchauspielerInnen, deutschen und ausländischen, die in Berlin leben und von der ZDF-Redakteurin Bärbel Lutz Saal zusammengebracht wurden.

Die erste Arbeitssitzung, auf der ein Konzept für die Serie entstehen sollte, fand im Juli 1989 im „Haus der Kulturen“ statt, ständig unterbrochen vom lauten Gebimmel einer schrillen Glocke, das von einem grandiosen, im Garten installierten Kunstobjekt stammte und das Gespräch streckenweise unnütz werden ließ. Eine Metapher?

Trotz der Rufe nach Besonnenheit, die die ästhetischen Anforderungen verlangten, brach sich die Verrückheit immer wieder ein Stückchen Bahn, schaffte Raum für den zweiten Schritt und damit für die Erarbeitung der jeweiligen Geschichten. Die Karfunkel-Geschichten entspringen direkt oder indirekt den Erfahrungen der AutorInnen und Regisseure, und daraus öffnet sich eine neue Tür bei diesem Im- Dunklen-Tappen in Sachen Kommunikation. Es sind keine Dokumentargeschichten. Es ist Fiktion, mit all der poetischen Zügellosigkeit, die die Fiktion zuläßt. Daher rührt auch die Provokation, die vielen der Geschichten innewohnt und die strikten Grenzen sprengt, die das Korsett einer Serie mit sich bringt: wiederkehrende Personen, Zeit, festgelegte Produktionsform... Das Interessanteste des Experimentes ist genau das: Zeichen setzen. Die ersten, die überrascht wurden von den Antworten in Bildern und Texten, waren die OrganisatorInnen selbst, und zwar derart, daß die Redaktion Lust bekam, die ersten Drehbücher zu veröffentlichen.

Wegen des Reichtums und der Vielfalt, die die deutsche Sprache dadurch erhielt, daß sie benutzt wurde von Menschen mit den unterschiedlichsten Erfahrungshintergründen und Annäherungen an die Sprache. Hoffentlich trägt das dazu bei, daß sich die Situation auch in den Medien verändert, wo Mut und Entscheidungsfreude am meisten fehlen.

Karfunkel startet im November:

24.11., 14.15 Uhr, Tobis fremder Freund; 25.11., 16.30 Uhr, Der bewachte Aufpasser; 26.11., 16.30 Uhr, Der Vogel mit dem gebrochenen Flügel; 27.11., 16.30 Uhr, Öffnen Sie den Koffer, Herr Özyurt