Arm, aber gerecht?

■ Eine Podiumsdiskussion beendete das Bremer „Festival Freie Theater '91“

Zum Abschluß des Festivals der freien Theater in Bremen diskutierten gestern freie Bremer TheatermacherInnen über die Zukunft der freien Gruppen in Bremen. Das Freiraum-Theater hatte Aktivisten der freien Szene aus Berlin, Hamburg und Bremen aufs Podium gebeten, aus Bonn war Holger Ehmcke von der Bundeszentrale für politische Bildung angereist. Sogar die Theaterreferentin des Senats, Dr. Siefken- Schulte, hatte sich aufs Podium getraut, deutlich auf Verteidigung bedacht.

Die politische Notwendigkeit der freien Theater begründete Holger Ehmcke. Er siedelte die freien zwischen Peter Stein und dem Vetter aus Dingsda an und sah ihre Aufgabe darin, Vielfalt herzustellen. „Öffentlich geförderte Systeme“ in der Kultur neigten dazu, mit der Zeit Kreativität einzubüßen. Er bemerkte aber doch, daß wegen der hohen Subventionen im deutschen Stadttheatersystem von einem freien Markt keine Rede sein könne.

Auf dem Podium waren sich alle einig, daß es ohne die freien Gruppen nicht mehr gehe. Sollen aber diese, die sich doch aus der politischen Opposition entwickelt haben, sich nun von den Kulturbehörden aushalten lassen? Die Überlegungen einzelner Gruppen, was heute eigentlich eine freie Gruppe sei, gingen weit auseinander. Pochten die einen auf die vom schnöden Mammon unbeschwerte künstlerische Arbeit, merkten andere an, daß es ein Teil ihres poltischen Selbstverständnisses sei, sich den Weg zu ebnen, mit Kulturpolitikern zu verhandeln und sich an der gesellschaftlichen Verwirklichung ihrer Ansprüche zu beteiligen.

Dazu bemerkte Helga Trüpel, Kulturpolitikerin der Grünen, im Publikum, daß es nicht genüge nur den Kulturetat zu erhöhen, sondern daß auch das Mißverhältnis zwischen freien und etablierten kulturellen Angeboten diskutiert müsse. Es liege nun, hieß es, an den Freien, trotz des Frusts der letzten Jahre eine Lobby zu bilden und auch im künftigen Kulturrat mitzureden, in dem sich bereits wieder Vertreter der Institutionen heftig engagieren. Juan