„Lieber Detlef“ gibt nicht auf

■ Der Ex-SPD-Abgeordnete Griesche ist auf dem besten Weg, doch noch Professor zu werden

Am 14. Oktober bekam die „Senatskommission für das Personalwesen“ prominenten Neuzugang. Detlef Griesche (SPD), von seinen GenossInnen nach einem Filz-Skandal nicht wieder aufgestellter Bürgerschaftsabgeordneter, fand in der Behörde einen Posten als Leiter der „Arbeitsstelle Verwaltungsforschung“.

Dieser neue Arbeitsplatz mutet auf den ersten Blick bescheiden an, hat Arbeitsstellenleiter Detlef Griesche doch nur einen Mitarbeiter anzuleiten und kann wegen akutem Raummangel noch nicht einmal ein Bürozimmer für sich alleine beanspruchen. Dazu Staatsrat Helmut Dücker lakonisch: „Wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren.“

Auch ist die neue Position für Detlef Griesche — zumindest bisher — finanziell keine Verbesserung. Denn Detlef Griesche war, bevor er als Abgeordneter in die Bürgerschaft ging, schon mit gleichhoher Bezahlung (BAT Ia) als wissenschaftlicher Mitarbeiter im „Kooperationsbereich Universität — Arbeiterkammer“ tätig. Wie jeder und jedem anderen öffentlich Bediensteten auch, steht ihm beim Verlassen der Bürgerschaft ein Arbeitsplatz auf der gleichen Gehaltsstufe (rund 7.000 Mark brutto) im bremischen öffentlichen Dienst zu. Im Bremer Haushalt sind eigens sogenannte „Leerstellen“ aufgeführt, die für beurlaubte BeamtInnen oder für Ex-Bürgerschafts- Abgeordnete jederzeit „reaktiviert“ werden können.

Stutzig macht an dem neuen Arbeitsplatz des Detlef Griesche jedoch, daß die Stelle zu genau zwei Dritteln dem entspricht, was im Frühjahr den Filz-Skandal ausgelöst hatte und was dem „lieben Detlef“ Griesche einst vom Finanzsenator Claus Grobecker schriftlich versprochen worden war: Einen Arbeitsplatz, der zu „zwei Dritteln“ für die „Senatskommission“ des Senators Grobecker „Verwaltungsforschung“ betreibe und den der Abgeordnete Griesche trotz mangelhafter wissenschaftlicher Qualifikation im Rang eines Professors bekleiden solle. Die Karriere zum Professor geriet jedoch in Verzug, nachdem die taz das Schreiben des Protektors enthüllt und nachdem die Mitbewerberin des Detlef Griesche, Dr. Barbara Loer, das Verwaltungsgericht angerufen hatte. Erst im Sommer 92 wird das Gericht darüber entscheiden, ob das Berufungsverfahren teilweise neu aufgerollt werden muß.

Detlev Griesche, so bestätigt Staatsrat Helmut Dücker, „betreibt das Berufungsverfahren weiter“. Doch habe Griesches Anstellung als Verwaltungsforscher nichts mit seinen Aspirationen auf die Professur gemein. Dücker zur taz: „Wir haben ihn da eingesetzt, wo wir ihn am meisten benötigen.“ Der Personalrat der „Senatskommission für das Personalwesen“ (im Behördenjargon: „SKP“) hat dem zugestimmt. Der Personalratsvorsitzende Harry Brodda: „Mit Gründen der Moral kann man solche Maßnahmen nicht ablehnen. Das sieht das Personalvertretungsgesetz nicht vor.“

Gebremst werden könnte Griesches Filz-Professur noch von einem Ampel-Senat. Rainer Oellerich, grüner Koalitionsverhandler: „Diese Professorenstelle müßte in einer künftigen Koalitionsregierung öffentlich und überregionalausgeschrieben werden.“ Barbara Debus