Er hatte nicht damit gerechnet

Hans-Jürgen Rosenbauer wurde neuer Intendant von Brandenburg  ■ Von Karl-Heinz Stamm

Als die drei Bewerber vom Rundfunkratsvorsitzenden Borgmann, der ihnen das Ergebnis der Wahl bekanntgegeben hatte, an der Meute der wartenden Journalisten vorbei in den Sitzungssaal geführt wurden, da schien eines klar: Hans-Jürgen Rosenbauer, der den Programmbereich Kultur und Wissenschaft beim Westdeutschen Rundfunk leitet und der den Fernsehzuschauern vor allem als „Weltspiegel“-Moderator bekannt ist, ist gescheitert. Sein Gesicht versteinert, der Blick starr geradeaus gerichtet. So sieht einer aus, der nach den Sternen gegriffen und dabei tief gefallen ist.

Hinter ihm Klaus Klenke, locker, ein verschmitztes Lächeln um die Mundwinkel. Als letzter Michael Albrecht, der noch amtierende Intendant des DFF, verschlossen, ernst. Es schien alles klar an diesem regnerischen Freitag abend um 22 Uhr in Potsdam. Und doch war alles ganz anders.

Nicht der gelöst wirkende, ehemalige Unternehmensplaner beim WDR und jetzige Geschäftsführer des zwittrig öffentlich-rechtlich-privaten Radio NRW Klaus Klenke war vom 24köpfigen Rundfunkrat Brandenburgs zum ersten Intendanten gewählt worden. Nein, der Sieger hieß Hans-Jürgen Rosenbauer. Er hatte, so versicherte er später, einfach nicht damit gerechnet. Man muß es glauben. Drei Kriterien waren es, nach denen die Bewerber beurteilt wurden: Professionalität im Programmbereich, Erfahrung in der Verwaltung und ein Bezug zu Brandenburg. Es war die Mischung aus Praktiker und Manager, die Rosenbauer verkörpert, welche nach Ansicht vieler Rundfunkräte den Ausschlag gegeben hat. Ihn, der im Dezember 50 wird, reizt hingegen die historische Herausforderung. Programme für Brandenburg will er machen und sie sollen von denjenigen gemacht werden, die in dieser Region wohnen. Jetzt hofft er nur noch, daß er von seinem Intendanten aus seinem Vertrag entlassen wird, denn der läuft noch drei Jahre. Da wird es aber keine Probleme geben, so Rosenbauer zuversichtlich.

Lange genug hatte das Gezerre und Geschiebe um die Neuordnung des Rundfunks gedauert — erst der Flirt mit den Berlinern und mit Mecklenburg-Vorpommern um die Bildung einer Dreiländeranstalt, dann die leidige Frage des Finanzausgleichs —, an diesem Abend jedoch legten die Preußen mit fünfeinhalb Stunden ein mörderisches Tempo vor. Nachdem der vierte Kandidat, Rolf Seelmann-Eggebert, kurzfristig und ohne Begründung abgesagt hatte, standen nur noch drei zur Verfügung. Etwas mehr als eine Stunde wurden sie jeweils befragt und dann war es auch schon so weit. Ohne vorherige Aussprache fällte der Rundfunkrat mit einer qualifizierten Mehrheit (mindestens 13 Stimmen waren nötig) bereits im ersten Wahlgang den Urteilsspruch. Zwar meinte der Vertreter der CDU im Rat beim abschließenden Gratulationsparcours, „ihre CDU-ferne hat mich ein wenig erschüttert“, dafür war aber auch Wolfgang Birthler, der Fraktionsvorsitzende der SPD im brandenburgischen Landtag nicht eben glücklich: „Mein Traumkandidat ist er nicht.“

So wie Klenke nach der Wahl locker und lässig seine Niederlage hinnahm, so hatte eigentlich auch Michael Albrecht keinen Grund zur Trauer. Denn bei seiner ersten Rede vor dem höchsten Gremium des brandenburgischen Rundfunks stellte der frisch gekürte Intendant klar, daß er sich eine führende Rolle für den Ossi an seiner Seite vorstellen könne. Programm- oder Fernsehdirektor wäre da wohl das Geeignetste. Applaus bei den Rundfunkräten.

Bleibt eigentlich nur noch zu erwähnen, daß sich der Rat bei seiner letzten Sitzung bereits darauf geeinigt hatte, daß auch in Brandenburg Westgehälter — dem SFB-Tarif entsprechend — gezahlt werden sollen. Und ganz zu Anfang dieser Sitzung im Bayerischen Haus, das einst Friedrich Wilhelm IV. seiner Gemahlin Elisabeth Luise von Bayern geschenkt hatte, wurde noch schnell der Verwaltungsrat gewählt. Es kann also nun losgehen mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk unterm roten Adler. Viel Zeit bleibt bis Januar ohnehin nicht.