Tiefgarage entzweit Koalitionäre

■ Landesbank beantragt unterirdisches Innenstadt-Parkhaus / SPD und Grüne dagegen

Zwischen den roten, grünen und gelben Koalitions-UnterhändlerInnen herrschte gestern Uneinigkeit. Grüne und SPD sprachen sich gegen eine neue Tiefgarage in der Innenstadt aus, die FDP dagegen findet die Idee „interessant“. Beantragt worden ist das unterirdische, sechsstöckige Bauwerk von der Bremer Landesbank. Vorsitzender des Aufsichtsrats der Bank ist Bremens Finanzsenator Claus Grobecker, der als Verfechter einer Großen Koalition gilt.

Der Bauantrag für den neuen Gebäudekomplex ging am 24. Oktober beim Bauordnungsamt ein — zu einem Zeitpunkt, als sich die Möglichkeit einer Ampelkoalition herauskristallisierte. Zwischen Sögestraße, Katharinen- Klosterhof, Katharinenstraße und Querenstraße will die Landesbank ein Gebäude für Büros und teurere Fachgeschäfte errichten. Zum Problem entwickelt sich jetzt die dazugehörende Tiefgarage. Die soll sechs Stockwerke tief in den Bremer Boden eingegraben werden, wo heute das Katharina-Parkhaus steht.

Das Katharina-Parkhaus — vielen als innerstädtischer Schandfleck ein Dorn im Auge — würde dann abgerissen. Der Bauantrag sieht vor, vom Herdentorsteinweg zwei Tunnel als Zufahrten zu der neuen Tiefgarage zu bauen. Die Bauarbeiten dafür würden die Gegend um die Sögestraße für mindestens zwei Jahre in eine Baustelle verwandeln.

Nach der Sitzung der Koalitions-Arbeitsgruppe „Verkehr“ erklärte SPD-Unterhändler Claus Dittbrenner gestern: „Zwischen SPD, Grünen und FDP herrscht der vorläufige Konsens, daß die Tiefgarage nicht gebaut wird.“ Auch Dieter Mützelburg von den Grünen erweckte den Eindruck, als sei die Ablehnung auch von Seiten der FDP eine klare Sache.

Das erstaunte FDP-Vertreter Klaus Ziegler sehr: „Offiziell haben wir über das Thema nicht geredet. SPD und Grüne haben lediglich gesagt, daß sie die Garage nicht wollen. Die FDP hat dazu inhaltlich nicht Stellung genommen.“ Bereits am vergangenen Freitag hatte die FDP verlautbaren lassen, daß sie über das Garagen-Vorhaben „intensiv nachdenken“ will.

Ziegler hält die Tiefgarage inklusive Tunnel für einen guten Kompromiß, weil der Verkehr unter die Erde verlagert würde und die Geschäfte trotzdem gut erreichbar blieben.

Ganz anderer Meinung ist da der zuständige Ortsamtsleiter Hucky Heck: „Das Projekt ist von vorne bis hinten Quatsch.“ Mit dem Ziel der autofreien Innenstadt habe die Tiefgarage nichts zu tun, weil die Zahl der Parkplätze von heute 350 auf 526 gesteigert werde. Auf dem Herdentorsteinweg müßte für die beiden Tunnel der Platz reserviert werden, der sonst für breitere Fußwege zur Verfügung stünde.

Heck: „Grobecker bringt im Augenblick jedes Thema zielbewußt in die Öffentlichkeit, das geeignet ist, die Verhandlungen platzen zu lassen.“ Grobeckers Sprecher Edgar Denkmann hält einen Zusammenhang zwischen den Koalitionswünschen seines Senators und den Bauplänen der Landesbank dagegen für „sehr konstruiert“. och