Oxfort beehrte Gerlach

■ Empfang für ehemaligen LDPD-Chef Manfred Gerlach belebt den FDP-Flügelstreit/ Ein Kampf um die Sympathie der Ostberliner Mitglieder

Berlin. Der »Zorn über diese Veranstaltung« sei groß, sagt einer der Wortführer der FDP-Linken, der Charlottenburger Ehrenvorsitzende Heinz Kaschke. Der Empfang für den ehemaligen LDPD-Chef und stellvertretenden DDR-Staatsratsvorsitzenden Manfred Gerlach, den die FDP-Kreisverbände Spandau und Köpenick am Sonntag nachmittag ausrichteten, hat den Flügelstreit bei den Liberalen neu belebt.

Wie von der taz berichtet, hatten viele FDP-Funktionäre schon im Vorfeld gegen die Veranstaltung protestiert, die die Herausgabe von Gerlachs Memoiren zum Anlaß hatte. Die Parteilinken sehen in dem umstrittenen Empfang mittlerweile auch einen Versuch des Spandauer Kreisvorsitzenden Wolfgang Mleczkowski, die Mehrheiten im Landesverband neu zu organisieren und die Mitglieder im Ostteil gegen die von den Linken gestellte Partei- und Fraktionschefin Carola von Braun aufzubringen.

Mit dem Gerlach-Empfang habe es Mleczkowski nämlich geschafft, die Proteste der Linken zu provozieren. Wenn es auf diese Weise den Parteirechten gelinge, die Linken als »Inquisitoren« hinzustellen, könnten auch die Mehrheitsverhältnisse im Landesverband kippen, die stark von den alten LDPD-Leuten bestimmt werden. Während es im Westteil nur 2.300 FDP-Mitglieder gibt, liegt die Zahl der Liberalen im Ostteil bei 2.800. Die Zeiten für die Vorsitzende könnten härter werden, mutmaßen ihre Gefolgsleute. Erst vor wenigen Tagen sei sie in Mleczkowskis Schußfeld geraten, weil sie zur Teilnahme an der Großdemonstration gegen Gewalt und Fremdenhaß aufgerufen hatte. Diesen Aufruf habe er in der Tat kritisiert, weil die Demonstration auch von den »verschiedensten randalefähigen Organisationen« unterstützt worden sei, bestätigt Mleczkowski. Den Vorwurf, er wolle den Flügelkampf neu beleben, weist der Spandauer jedoch weit von sich. Die Parteilinken bleiben mißtrauisch. Für sie ist es kein Zufall, daß sich auf dem Gerlach-Empfang neben vielen ehemaligen LDPD-Leuten auch ein prominenter Westberliner einfand: der Parteirechte Hermann Oxfort, den Carola von Braun im September 1990 aus dem Amt des Parteivorsitzes verdrängt hatte. hmt