Wenn ich mal ehrlich bin...-betr.: "Blauer Himmel über Kuwait", taz vom 6.11.91

betr.: „Blauer Himmel über Kuwait“, taz vom 6.11.91

...muß ich der taz mitteilen, daß ich ihren neuen dialektischen Reformationskurs geradezu perhorresziere! Als Periphrase eignet sich der Begriff „manpower“ ganz bestimmt nicht. Sehr ambivalent das Wort. Ich diagnostiziere:

Tatsächlich ist es der sogenannten „manpower“ unter simpliciter Konstellation gelungen, in Windeseile eine technokratische Öl-Löschanlage — per Handschalt-Knopfdruck (Tschernobyl II) — der Öffentlichkeit zu avisieren. Der Panik des Desasters — ob positiv oder negativ — wurde viel zu wenig vorausgenommen! Wieviele Ölquellen waren es denn? 1.000, 500, 800, 600, 700, 900, 200, 300, 100?

Nach all dem Chaos weiß mensch nun gar nicht mehr, wem er vor Glück die Hand schütteln soll: „Sind die Ölbrände gelöscht, denn Allah macht's schon, dann spreche ich von der Dank-sagenden MANN/FRAU- Power.“ Nicht nur vom Emir oder einer perfektionierten Infrastruktur der Löscharbeiten. Vor wenigen Monaten noch faxten schnelldenkendere Kriterien: Da gab es auch Frauen, die sich an gemeinsame Tische setzten, Vereinbarungen schlossen, es besprachen, Frieden wollen — nicht nur in Kuwait! Nicht vergessen sollte die taz ebenso alle Schüler, die mit ihrer demonstrativen Sitzblockade, wenn leider auch noch etwas verfehlt, sich gegen den Krieg resümierten. Und waren es zum Teil nicht auch die Medien, trotz Verschlußkappe, die im Pro und Contra miteinander diskutierten?

Welcher Internationale dankt Ihr es?

Zum Schluß ein axiomatisches Zitat, taz vom 30.10.91: „Es sollte jemand sein, der sowohl Mann wie (als auch) Frau ist.“ (Björn Engholm). Keine „manpower“ alleine setzt den Dampf dazu voraus! Roswitha Angermund, Köln