Stefan Edbergs Knie ist Karel Novaceks Chance

■ In Frankfurt/Main beginnt heute das ATP-WM-Turnier der Tennis-Millionäre

Frankfurt/Main (taz) — „Frankfurt ist eine weltoffene Stadt, die Qualität und Quantität ihrer internationalen Veranstaltungen imponierend.“ Das jedenfalls schreibt Oberbürgermeister Andreas von Schoeler in seinem Grußwort zur ATP-Tour- Weltmeisterschaft, die heute in der Kongreßhalle auf dem Messegelände mit den Auftaktmaches in den beiden Gruppen (Ilie Nastase/John Newcombe) mit den weltbesten acht Tennisspielern beginnt.

In der Tat: kaum haben die Eishockey-Cracks aus der Sowjetunion, der CSFR und Schweden ihre Schläger eingepackt, die sie in der Eissporthalle am Ratsweg beim „Deutschlandcup“ geschwungen hatten, packen jetzt die Tennis- Cracks in der Mainmetropole die Schläger aus. Daß der allerbeste der „weltbesten acht Tennisspieler“, der coole Schwede Stefan Edberg, kurz vor Turnierstart absagen mußte, ist allerdings ein Wermutstropfen im Meer der Euphorie, in dem vor allem die Magistralen der rot-grün regierten Stadt seit der letzten ATP-Weltmeisterschaft schwimmen: Was machst du mit dem Knie, lieber Stefan?

Der Knochenabrieb unter der Kniescheibe des Schweden, der selbst dann Weltranglistenführer bleibt, wenn seine härtesten Verfolger Jim Courier oder Boris Becker sich in Frankfurt die Kristallkrone erkämpfen sollten, hat die Nummer9 der aktuellen Weltrangliste ins Spiel gebracht.

Der Tschechoslowake Karel Novacek rückt in das Elitefeld nach, das mit Courier und Becker, dem Wimbledonsieger Michael Stich, dem tschechoslowakischen Wimbledon- Dauerlooser Ivan Lendl, dem französischen Überraschungsmann Guy Forget und den beiden Amis Pete Sampras und Andre Agassi auch ohne Edberg Matches der Extraklasse verspricht. Tennis ist schließlich „kein Kaffeeklatsch“ (Stich).

Titelverteidiger Andre Agassi, der Mann mit den pinkfarbenen Strampelhosen unter den Shorts, ist „heiß auf Frankfurt“. Daß der alte „Jimbo“ Connors trotz seiner begeisternden Auftritte im ausklingenden Tennisjahr nicht dabei ist, wird in der Bankenstadt am Main allgemein bedauert. Schließlich war es auch der 37jährige Jimmy Connors, der in Wimbledon auch einmal an das Publikum und nicht nur an das Preisgeld dachte: „Die Zuschauer müssen wissen, daß ich meine Gedärme auf dem Platz rauskotzen würde, um zu gewinnen.“ Klaus-Peter Klingelschmitt