Altstadt beschädigt

Wieder Tote in Dubrovnik/ In Umgebung von Vukovar gehen Kroaten zu Gegenangriffen über/ Pressezensur  ■ Aus Budapest Roland Hofwiler

Auch am Montag stand die kroatische Hafenstadt Dubrovnik unter heftigem Granatfeuer der Bundesarmee. Und wieder einmal meldeten kroatische Medien, Querschläger seien auch in der mittelalterlichen Altstadt niedergegangen und hätten beachtlichen Schaden an historischen Gebäuden zurückgelassen. Schnellboote nahmen nach Angaben von EG-Beobachtern die Stadt von See her unter Feuer. Nach kroatischen Angaben wurden fünf, nach serbischen 30 Verteidiger getötet. Nach dem Artilleriefeuer auf ein Hotel, in dem auch die EG-Beobachter logieren, bereiten jene ihren Rückzug aus Dubrovnik vor. Sie begannen gestern mit der Armee über die Modalitäten des Rückzugs zu verhandeln. Die Armee begründete ihre Angriffe mit Artilleriestellungen der Kroaten in der Nähe des Hotels und der historischen Altstadt. Die Flüchtlinge in den anderen sechzehn unter Beschuß geratenen Hotels jedoch müssen in Dubrovnik weiter ausharren.

Seit am letzten Wochenende Zensurmaßnahmen auch in Kroatien in Kraft gesetzt wurden, ist den veröfentlichten Informationen jedoch nur bedingt zu trauen. Festzustehen scheint aber: Weder das seit sechs Wochen belagerte Dubrovnik noch das seit elf Wochen umkämpfte Vukovar fielen in die Hände der jugoslawischen Armee. Die Bundestruppen scheinen den Ring um diese ostslawonische Stadt zwar immer enger zu schließen, andererseits haben die Kroaten im Umland neue Verteidigungslinien aufgebaut und versuchen nun, ihrerseits die Bundestruppen einzuschließen. Von dieser Front berichtete Radio Zagreb, die kroatischen Kräfte hätten auf der Straße zwischen der serbischen Ortschaft Sid und dem kroatischen Vinkovci einen Versuch der Bundesarmee zurückgeschlagen, Verstärkung für die Belagerungstruppen vor der Grenzstadt Vukovar herbeizuschaffen. Dort kam es laut der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug am Vormittag zu Straßenkämpfen zwischen Bundessoldaten und kroatischen Verteidigern. Nach Ansicht von Beobachtern wird der Krieg um Vukovar zunehmend zu einem Prestigekampf zwischen beiden Seiten, dessen strategische Bedeutung in keinem Verhältnis zum Einsatz steht. Auch aus Vinkovci selbst wurde Artilleriebeschuß gemeldet. Anderen durch die Zensur gegangenen Informationen zufolge wurde gestern bei Gradisa erneut auf bosnischem Territorium gekämpft, ebenso in Westslawonien um Daruvar.