Mit Gottes Hilfe

■ Hückelhovener Kumpel im Aachener Dom

Aachen/Hückelhoven (taz) — Etwa 500 Bergleute aus Hückelhoven und ihre Angehörigen erwarteten gestern die Ergebnisse der Bonner Kohlerunde im Aachener Dom, wo einige von ihnen aus Protest gegen die Bonner Kohlepläne auch die Nacht verbracht hatten. Entscheidend für ihre Zukunft ist, wann die Zeche Sophia-Jacoba geschlossen werden wird.

IG-Bergbau-Chef Berger hatte die Ergebnisse der letzten Kohlerunde dahingehend interpretiert, daß kein Bergmann in die Arbeitslosigkeit entlassen werde. Eben dies stellte Wirtschaftsminister Möllemann am Wochenende wieder in Frage. Am Nachmittag wurde bekannt, daß erst 1997 der Deckel auf den Hückelhovener Pütt kommen wird. Wie die Bergleute, die in den letzten Wochen erbittert für ihre Zeche gekämpft hatten, die Nachricht aufnehmen werden, war bei Redaktionsschluß noch nicht abzusehen. Viele von ihnen hatten zuletzt auf einen Schließungstermin nicht vor dem Jahr 2000 gehofft. Wie viele von ihnen nun tatsächlich arbeitslos werden, steht dahin.

Hundert Kumpel hatten nach einem Fackelzug mit 2.500 TeilnehmerInnen am Freitag in Hückelhoven in der dortigen St.Barbara-Kirche übernachtet. Am Sonntag fuhren sie nach Aachen, nahmen am Pontifikalamt im Dom teil, blieben anschließend in der Kirche und übernachteten auch dort.

Nachdem die Politiker sie im Stich gelassen hätten, so der Vorsitzende des Jacoba-Betriebsrats, Franz-Josef Sonnen, suchten die Kumpel nunmehr „Zuflucht bei der Kirche“.

Gestern mittag beendeten etwa 300 Kumpel ihren seit Dienstag letzter Woche andauernden Unter-Tage- Streik auf Sophia-Jacoba und schlossen sich ihren Kollegen im Aachener Dom an. Der Aachener Bischof, Klaus Hemmerle, hatte den Hückelhovener Kumpeln am Sonntag versichert, er würde sie nicht aus der Kirche räumen lassen. In der Katernberger Kirche in Essen veranstalteten vier Klangkünstler ein Industriemusik betiteltes Solidaritätskonzert mit Stahlharfen, Gongs und Klangcollagen.

Ob die Bergleute ihre Protestaktionen mit dem ökumenischen Gottesdienst gestern nachmittag im Dom beenden oder sie fortsetzen werden, hatten sie bei Redaktionsschluß noch nicht entschieden. bm